„Schwarze Praktiken“ im Lebensmittelhandel
Vor dem Hintergrund signifikanter Preissteigerungen für Konsument:innen startete die BWB im Oktober 2022 eine Untersuchung in der heimischen Lebensmittelbranche. Die Analyse zeigt mehrere Schwachstellen im Hinblick auf die Wettbewerbssituation, wie BWB-Leiterin Natalie Harsdorf-Borsch erklärt: „Die Anzahl der eingemeldeten unfairen Praktiken gegenüber Lieferanten ist beunruhigend. Gleichzeitig sehen wir Schwächen des Binnenmarktes und die Situation der Verbraucher:innen im Hinblick auf Preistransparenz sollte gestärkt werden.“ In der Lebensmittelindustrie orten die Wettbewerbshüter keinen auffälligen Anstieg der Gewinnmargen. Der Bericht zeigt aber auch klar, dass die österreichischen Bäuerinnen und Bauern für steigende Preise im Lebensmittelregal nicht verantwortlich gemacht werden können. Laut BWB gibt es in der Lebensmittelindustrie den Anreiz, für gleiche Produkte entsprechend ihren Länderstrategien teilweise unterschiedliche Preise zu verrechnen – sozusagen ein „Österreich-Preisaufschlag“. Die BWB-Chefin will dies bei der Europäischen Kommission thematisieren.
Unfaire Handelspraktiken beenden
Künftig will die BWB vermehrtes Augenmerk auf unfaire Handelspraktiken legen. Denn, laut Analyse waren vier von zehn Lieferanten bereits von unfairen Geschäftspraktiken betroffen. 14,3 Prozent der Lieferanten gaben an, bereits mit einseitigen Vertragsänderungen konfrontiert gewesen zu sein. 13,6 Prozent mussten Zahlungen leisten, die nicht in Verbindung zu Lieferungen standen. Fast ebenso viele (13,4 Prozent) machte der Handel für unverschuldeten Qualitätsverlust haftbar. In Österreich besteht im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) eine hohe Marktkonzentration. Auch wenn die Lebensmittelpreise vor allem durch internationale Märkte beeinflusst werden, herrsche ein Kampf mit ungleichen Waffen, wie Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ausführt: „Mehr als 110.000 Bäuerinnen und Bauern und eine Vielzahl von Lieferanten stehen vier großen Handelskonzernen gegenüber, die 91 Prozent des heimischen Marktes kontrollieren. Dieses Ungleichgewicht führt zu harten Preisverhandlungen, drohenden Auslistungen oder aufgezwungenen Vertragsbedingungen. Vier von zehn Lieferanten geben an, von sogenannten ,schwarzen Praktiken‘ betroffen zu sein.“ Zum Schutz vor unfairen Handelspraktiken wurde daher im Frühjahr 2022 das österreichische Fairness-Büro eingerichtet. „Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Gerechtigkeit in der Lebensmittelkette. Es fungiert im stetigen Austausch mit der Bundeswettbewerbsbehörde wie ein Radar und spürt das Ungleichgewicht in der Verhandlungsmacht auf“, wie BM Totschnig betont. Aus dem ersten Tätigkeitsbericht, erschienen im März, ging unter anderem hervor, dass etwa Kosten für Umsatzrabatte teilweise auf die Lieferant:innen oder Produktion abgewälzt wurden. Gleichzeitig nutzten große Handelsketten die wirtschaftlichen Herausforderungen, um mit ihrer Verhandlungsmacht Druck auf schwächere Lieferanten auszuüben.
Fairness-Büro
Alle Personen, die der Ansicht sind, in ihren Geschäftsbe
ziehungen im Zusammenhang mit Verkäufen von Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen mit unlauteren Praktiken konfrontiert zu sein, können sich an das Fairness-Büro wenden.
Das heißt: jede Bäuerin und jeder Bauer, alle landwirtschaftlichen Erzeugerinnen und Erzeuger sowie jede natürliche oder juristische Person, die Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse verkauft, aber auch Gruppen landwirtschaftlicher Erzeuger, wie zum Beispiel Erzeugerorganisationen.
Kontakt:
kostenlos und anonym Telefon: 01 / 928 1654 E-Mail: beschwerde@fairness-buero.gv.at
Das heißt: jede Bäuerin und jeder Bauer, alle landwirtschaftlichen Erzeugerinnen und Erzeuger sowie jede natürliche oder juristische Person, die Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse verkauft, aber auch Gruppen landwirtschaftlicher Erzeuger, wie zum Beispiel Erzeugerorganisationen.
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kostenlos und anonym Telefon: 01 / 928 1654 E-Mail: beschwerde@fairness-buero.gv.at