Raps - Pflanzenschutzmaßnahmen im zeitigen Frühjahr
Stängelschädlinge-Gelbschalenkontrolle
Im vergangenen Jahr gab es vereinzelt schon im Jänner einen zaghaften Zuflug von Raps-Stängelschädlingen. Wenn der Wetterbericht die ersten Föhntage mit 12 - 15 °C Lufttemperatur ankündigt, sollten die Gelbschalen (wichtig: keine ausgebleichten Gelbschalen verwenden) schon aufgestellt sein. Eine entlang zum Rapsschlag des Vorjahres, eine weitere ev. entlang eines Feldraines oder Gebüsches. Der Gefleckte Kohltriebrüssler (Kennzeichen: heller Punkt am Rücken und rostbraune Füße, ca. fünf- bis zehntägiger Reifungsfraß) fliegt aus der eher rasch abtrocknenden Streuschicht zu, der Große Rapsstängelrüssler (Kennzeichen: hellgraue Farbe, dunkle Füße, kein heller Punkt am Rücken; manchmal nur zwei- bis dreitägiger Reifungsfraß) aus dem Boden der Rapsschläge des Vorjahres.
Seit vorigem Jahr bietet die Fa. Bayer auch eine digitale Gelbschale an. Diese besitzt einen Wassertank und wird mit einem Solarpanel betrieben. Jeweils um 12 und um 16 Uhr werden Bilder an eine App auf dem Handy des Landwirtes/der Landwirtin gesendet. Die Landwirtschaftskammer hat die Falle getestet und konnte eine gute Übereinstimmung der Fänge mit einer normalen Gelbschale feststellen. Leider kann die Gelbschale nicht zwischen Geflecktem Kohltriebrüssler und Großem Rapsstängelrüssler unterscheiden. Großer Vorteil der gigitalen Gelbschale ist die Zeitersparnisse bei der Kontrolle, v.a. bei weiter entfernten Schlägen.
Warndienst nützen
Eine wertvolle Orientierung ist auch der Warndienst. Seit 2023 können über www.warndienst.at auch der Erstzuflug und die Eiablage prognostiziert werden, daneben gibt es wie bisher Monitoringstandpunkte, wo Landwirte/Landwirtinnen ihre Fänge eintragen. Wirtschaftliche Schadensschwellen sind 15 Käfer pro Gelbschale innerhalb von drei Tagen beim Gefleckten Kohltriebrüssler, fünf sind es beim Großen Rapsstängelrüssler.
In der Gelbschale kann man aber auch noch Erdflöhe bzw. Kohlerdflöhe fangen (Kennzeichen: schwarz-metallische Grundfarbe, ovale Form wie Rapsglanzkäfer aber mit dicken Hinterbeinen) - die Rapserdflöhe können immer noch Eier ablegen, aus denen Larven schlüpfen. Der schädigende Einfluss ist aber zu diesem Zeitpunkt eher gering. Seit einiger Zeit findet man bläuliche, länglich ovale Käfer in den Gelbschlaen. Dabei handelt es sich um Mauszahnrüssler, diese haben auch einen gebogenen Rüssel, sind aber metallisch-bläulich schillernd und nicht gräulich gefärbt wie die Stängelrüssler. Ob die Blauen Mauszahnrüssler eine Gefahr für den Raps darstellen, wird derzeit in der Wissenschaft noch diskutiert.
Bekämpfung
Eine notwendige Behandlung der Stängelschädlinge kann mit synthetischen Pyrethroiden (siehe Downloads) erfolgen. Zur besseren Wirkung und auch zur leichten Verlängerung der Wirkungsdauer bei warmer, sonnenreicher Witterung ist ein Netzmittel beizumischen, wobei gute Erfahrungen mit höherwertigen Produkten wie Silwet top, Zellex CS, Designer, Kantor, etc. bestehen. Eine Beimengung von Bor und Bittersalz ist möglich. Neu zugelassen wurde Sivanto Energy, das aus dem systemischen Wirkstoff Flupyradifuron aus der Klasse der Butenolide (IRAC.Gruppe 4D) besteht und dem bekannten pyrethroiden Kontaktwirkstoff Deltamethrin (z.B. in Decis forte). Ein Netzmittelzusatz ist hier nicht notwendig.
Sollten aber bereits erste Glanzkäfer mit in der Gelbschale gefangen werden - dies war in den vergangenen Jahren bei extrem warmer Witterung mit bis zu 20 °C bereits im Februar der Fall - so besitzt von den Pyrethroiden zu diesem frühen Zeitpunkt nur Trebon 30 EC als Typ-I-Pyrethroid eine Zulassung und eine noch volle Wirkung gegen diese Schädlinge. Das neue Sivanto Energy zeigt hier ebenfalls eine sehr gute Wirkung.
Die Produkte sind teilweise als bienengefährlich eingestuft, d.h. bei blühenden Unkräutern wie z.B. Roter Taubnessel oder Vogelmiere dürfen Delta Super, Kaiso Sorbie, Karate Zeon und Nexide nur außerhalb der Bienenflugzeit eingesetzt werden. Eine Anwendung von Cymbigon Forte, Decis forte, Sumi Alpha/Sumicidin Top, Trebon 30 EC und Sivanto Energy ist hier nicht möglich.
Unkrautbekämpfung
Die Unkrautbekämpfung wurde in der Regel im Herbst durchgeführt, trotzdem sind die Bestände bei Vegetationsbeginn zu kontrollieren. Auch auf zum Saatzeitpunkt grobscholligen Flächen oder dort, wo Raps in Mulchsaat angebaut wurde, soll im Frühjahr speziell kontrolliert werden. Wurde im Herbst rein blattaktiv mit Belkar behandelt, so könnte Vogelmiere vorhanden sein, die jedoch im Frühjahr nicht mehr bekämpft werden kann. Schädigend wird diese jedoch nur, wenn sie flächendeckend auftritt.
Bei Vorhandensein von Unkräutern soll ab Vegetationsbeginn relativ rasch reagiert werden. Optimal sind Bedingungen ohne Nachtfröste, gibt es jedoch leichten Nachtfrost und am Tag sonnige Witterung mit Temperaturen über 10 - 12 °C, dann kann auch ein Einsatz erfolgen. Eine sehr breite Wirkung gegen Klettenlabkraut, Kamille-Arten, Besenrauke, Taubnessel-Arten, Klatschmohn, Kornblume und auch gegen die bei uns immer stärker auftretenden Storchschnabel-Arten besitzt Korvetto, ein rein blattaktives Herbizid. Ehrenpreis-Arten und Vogelmiere werden nicht erfasst. Das Einsatzfenster kann bei wüchsiger Witterung manchmal kurz sein, da die Behandlung bis ES 50 - Beginn Entwicklung der Blütenanlage - abgeschlossen sein muss. Wichtig ist, dass die Hüllblätter die jungen Knospen noch dicht umschließen, sonst kann es zu Ertragsminderungen kommen. Generell dürfen maximal zwei Mischungspartner zu Korvetto gegeben werden. AHL pur wird ebenfalls ausgeschlossen. Ist nur Kamille vorhanden, können auch Lontrel 720 SG oder Cliophar 600 eingesetzt werden.
Sollten noch Ungräser (wie Ausfallgetreide oder Quecke) vorhanden sein, können diese mit speziellen Produkten wie Agil-S/Zetrola, Focus ultra, Fusilade Max, Panarex, Select 240 EC und Targa super erfasst werden. Für Ausfallgetreide sind die unteren Aufwandmengen einsetzbar, für Quecke muss die oberste Menge verwendet werden. Wüchsige, sonnige Witterung verbessert die Wirkung der Gräserherbizide. Eine Mischbarkeit mit Insektiziden ist gegeben.