Problem nicht mit Almsaison beendet
Der Wolf ist dem Almvieh in die Täler gefolgt. In den letzten Wochen gab es einige Risse und Sichtungen. So auch am Morgen des 6. Oktobers. Schafzüchter Florian Rumer bekam den Anruf, dass auf seiner Herbstweide in Trins ein totes Schaf liege und die restlichen Tiere aus dem Weidegebiet ausgebrochen seien. „70 Meter vom nächsten Haus entfernt lag das gerissene Tier. Mit einem Kehlbiss getötet und das Brustbein aufgerissen. Der Rest der Herde ist in den Garten eines benachbarten Einfamilienhauses geflüchtet. Ein weiteres Schaf wurde ebenfalls verletzt“, schildert Florian Rumer die Situation. „Schon im Frühjahr wurden Schafe von einem meiner Nachbarn ebenfalls im Siedlungsgebiet gerissen. Daraufhin habe ich damals die Schafe über Nacht täglich in den Stall gebracht. Ein riesiger Aufwand. Auch als meine Herde im Sommer dann auf meine höher gelegenen Hutweiden kam, habe ich versucht, wo irgendwie möglich, Zäune aufzustellen. Stets in dem Wissen, dass wenn der Wolf will, er diese locker überwindet. Und jetzt das, zwei Wochen vor Ende der Weidezeit“, zeigt sich Rumer resigniert. Das tote Schaf wurde in der Zwischenzeit amtstierärztlich begutachtet und DNA-Proben entnommen. „Ich bin Nebenerwerbsbauer, wie so viele meiner Berufskollegen. Mit dem Mehraufwand im Sommer hatte ich noch deutlich weniger Freizeit als sonst. Als Familienvater überlegt man sich in Anbetracht der Situation schon, wie es weitergehen soll. Eigentlich mache ich die Arbeit mit den Schafen, weil es mir Freude macht. Aber die vergeht einem so natürlich.“ Auch am Wochenende darauf gab es weitere Risse: Auf einer mit einem Elektrozaun eingezäunten Weide im Gemeindegebiet von Pfaffenhoffen wurden sechs Schafe tot aufgefunden. Nach der umgehenden amtstierärztlichen Begutachtung besteht ein konkreter Verdacht auf einen Wolf als Verursacher. Ebenfalls amtstierärztlich begutachtet wurde ein verletztes Schaf im Gemeindegebiet von Flaurling. Hier gibt es keine konkreten Hinweise auf die Beteiligung eines Wolfes. Sowohl von den toten Schafen als auch vom verletzten Tier wurden Tupferproben für eine genetische Untersuchung genommen.
Abmachungen einhalten!
Anfang September hat das unabhängige Fachkuratorium für große Beutegreifer erstmals getagt. Im Zuge dieses Termins wurde vom Land Tirol auch verkündet, dass die Landesregierung allen Entscheidungen beziehungsweise Empfehlungen des Gremiums folgen wird. Letzte Woche sind die Experten erneut zusammengetreten und haben sich erstmals für den Abschuss eines Wolfes ausgesprochen, sollte dieser nochmals bei Rissgeschehen, die nach wie vor andauern, nachgewiesen werden. „Erst letztes Wochenende wurden ja trotz entsprechender Schutzmaßnahmen sechs Schafe in unmittelbarer Siedlungsnähe in Pfaffenhofen getötet. Das Wolfsproblem ist also nicht mit dem Ende der Almsaison behoben, sondern verlagert sich zusehends ins Siedlungsgebiet“, zeigt sich Vereinsobmann und LK-Präsident Josef Hechenberger verärgert. Dass sich nach solchen Ereignissen nun einzelne Regierungsmitglieder bei der Umsetzung der Entscheidung des Fachkuratoriums querstellen, ist für ihn nicht nachvollziehbar: „Die Politik hat die Experten eingesetzt, nun ist deren Empfehlungen auch Folge zu leisten! Wenn das nicht funktioniert, ist das geschaffene rechtliche Konstrukt als gescheitert zu betrachten. Für ein pragmatisches Wolfsmanagement braucht es
endlich ein rascheres Handeln!“
Überregionaler Protest
Anfang Oktober haben sich Bäuerinnen und Bauern in München zu einer Kundgebung getroffen. Gemeinsam für den Schutz der Weidetiere wurde unter dem Motto „Ausgebimmelt“ ein Zeichen gesetzt. Auch Vertreter aus Nord- und Südtirol nahmen daran teil. Für Tirol war LK-Präsident Josef Hechenberger mit einer Delegation in der Bayerischen Hauptstadt dabei: „Der Wolf hält sich an keine Grenzen, deshalb müssen wir die überregionale Zusammenarbeit noch weiter ausbauen. Diese Veranstaltung ist ein weiteres wichtiges Zeichen der Solidarität innerhalb der Landwirtschaft.“