Klimawandel: Nicht alle in einen Topf werfen
Die renommierte Meteorologin und Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb erklärte anlässlich des 1. Biobauerntags in Rotholz, welche Auswirkungen der Klimawandel bei uns haben wird und was man dagegen tun kann. Im anschließenden Interview betonte sie auch, dass es unfair sei, alle Landwirte als „Klimasünder“ hinzustellen.
Zur Person
Helga Kromp-Kolb ist Meteorologin und Klimaforscherin. Ihr Fachbereich ist die Umweltmeteorologie. Sie arbeitete an der ZAMG, lehrte als Professorin in Kaliforniern und an der Universität für Bodenkultur in Wien in leitender Funktion. Nach wie vor hält sie in Wien Lehrveranstaltungen ab. Bekannt wurde sie wegen ihres Engagements zum globalen Klimawandel.
Durch den Klimawandel wird es auf der Erde wärmer. Kann das in Zukunft auch ein Vorteil für die heimische Landwirtschaft sein, da sich die Vegetationsperiode verlängert?
Helga Kromp-Kolb: Die Erwärmung ist nur ein Aspekt des gesamten Klimawandels; die Ausprägung ist überall unterschiedlich. Bei uns geht er mit veränderten Niederschlagsverhältnissen einher, z.B. weniger Schnee – mehr Regen. Aber es wird auch weiterhin Kaltlufteinbrüche geben. Das heißt, in einer wärmer werdenden Welt können Frostschäden sogar häufiger werden als bisher, weil die Pflanzen in einer späteren Vegetationsphase von der Kälte getroffen werden.
Es wird in Zukunft auch mehr Extremsituationen geben. Wie kann man sich darauf einstellen und ihnen entgegenwirken?
Die Wetterextreme gehen zwangsläufig mit der Veränderung der Mittelwerte einher. Die Hitzetage werden einerseits häufiger und andererseits noch extremer als bisher. Die kalten Tage werden seltener, aber sie verschwinden nicht. Warme Luft kann mehr Wasser speichern. In Österreich haben wir bereits 2,3 Grad Erwärmung. Das bedeutet, dass auch knapp 25 Prozent mehr Wasser vom Himmel fallen können. Die Niederschläge führen deshalb auch öfter zu Überschwemmungen, weil unsere Kanalisation usw. nicht auf so viel Wasser ausgelegt ist. Entgegenwirken können wir den Extremsituationen nur, indem wir den Klimawandel insgesamt bremsen und das ist dringend notwendig. Solange wir weiter mehr Treibhausgase in die Atmosphäre einbringen, als die Natur verkraften kann, wird der Klimawandel weitergehen. Man kann sich aber auf Extremsituationen vorbereiten. Ein humusreicher Boden ist z.B. widerstandsfähiger, weil er mehr Wasser aufnehmen kann und in Trockenperioden länger feucht bleibt. Das hilft auch weiterhin einigermaßen konstante Ernten einzufahren.
Die Landwirtschaft wird oft als Klimasünder Nr. 1 dargestellt. Ist es nicht unfair, ihr den schwarzen Peter zuzuschieben, wo in vielen anderen Bereichen viel mehr Treibhausgase produziert werden?
Wenn man die Landwirtschaft pauschal betrachtet, ist sie Opfer des Klimawandels, sie ist Täter und sie ist Teil der Lösung. Diese Betrachtung ist aber sehr undifferenziert. Die Fleischproduktion leistet tatsächlich einen wesentlichen Beitrag zum Klimawandel. Aber: Nicht jede Art von Fleisch. Weidebasierte Fleischproduktion ist nicht klimaschädlich. Schädlich sind die sehr energie- intensive Düngemittelproduktion, die Abholzung der Regenwälder, um Tierfutter anzubauen und die Ausgasungen der Tiere selbst. In Massentierhaltung ist es die Zahl der Tiere, die sich nicht in den natürlichen Kreislauf einfügen – da fallen dann auch die Ausgasungen ins Gewicht. Werden aber angemessen viele Kühle im Grünland ernährt, sind deren Ausgasungen nicht schlimm, weil sie das Grünland düngen und dieses Kohlenstoff im Boden bindet.
Es läuft also auf eine kleinstrukturierte Landwirtschaft wie hier in Tirol hinaus?
Kleinstrukturierte Landwirtschaft mit Humusaufbau ist die klimafreundlichere Landwirtschaft. Auch weil sie die Biodiversität und die Widerstandsfähigkeit fördert. Es wird auch oft übersehen, dass kleinstrukturierte Landwirtschaft überproportional viele Menschen ernährt. Es ist durchaus die vernünftige und nachhaltige Form, Landwirtschaft zu betreiben. Wenn man die Ernährung an das anpasst, was die nachhaltige Landwirtschaft produzieren kann, dann ist das genau das, was wir brauchen. Das bedingt geringeren Fleischkonsum, denn die Ernährung über Fleisch ist sehr ineffizient. Wir gewinnen damit die jetzt für die Futtermittelproduktion eingesetzten Flächen für die Lebensmittelproduktion.
Gilt das auch für die Grünlandflächen in Österreich, die oft gar nicht für den Ackerbau geeignet wären?
Österreich hat eine ideale Situation. Wir könnten unser Fleisch selbst produzieren – auf Böden, die wirklich dafür prädestiniert sind. Es ist das Natürlichste, Tiere auf alpinem Grünland zu halten. Um zu gedeihen und somit Treibhausgase zu speichern, braucht das Grünland die Düngung der Tiere. Dafür sind Wiederkäuer am besten geeignet. Klimaschutz spricht nicht gegen den Genuss von grünlandbasiertem Fleisch – in Maßen.
Helga Kromp-Kolb: Die Erwärmung ist nur ein Aspekt des gesamten Klimawandels; die Ausprägung ist überall unterschiedlich. Bei uns geht er mit veränderten Niederschlagsverhältnissen einher, z.B. weniger Schnee – mehr Regen. Aber es wird auch weiterhin Kaltlufteinbrüche geben. Das heißt, in einer wärmer werdenden Welt können Frostschäden sogar häufiger werden als bisher, weil die Pflanzen in einer späteren Vegetationsphase von der Kälte getroffen werden.
Es wird in Zukunft auch mehr Extremsituationen geben. Wie kann man sich darauf einstellen und ihnen entgegenwirken?
Die Wetterextreme gehen zwangsläufig mit der Veränderung der Mittelwerte einher. Die Hitzetage werden einerseits häufiger und andererseits noch extremer als bisher. Die kalten Tage werden seltener, aber sie verschwinden nicht. Warme Luft kann mehr Wasser speichern. In Österreich haben wir bereits 2,3 Grad Erwärmung. Das bedeutet, dass auch knapp 25 Prozent mehr Wasser vom Himmel fallen können. Die Niederschläge führen deshalb auch öfter zu Überschwemmungen, weil unsere Kanalisation usw. nicht auf so viel Wasser ausgelegt ist. Entgegenwirken können wir den Extremsituationen nur, indem wir den Klimawandel insgesamt bremsen und das ist dringend notwendig. Solange wir weiter mehr Treibhausgase in die Atmosphäre einbringen, als die Natur verkraften kann, wird der Klimawandel weitergehen. Man kann sich aber auf Extremsituationen vorbereiten. Ein humusreicher Boden ist z.B. widerstandsfähiger, weil er mehr Wasser aufnehmen kann und in Trockenperioden länger feucht bleibt. Das hilft auch weiterhin einigermaßen konstante Ernten einzufahren.
Die Landwirtschaft wird oft als Klimasünder Nr. 1 dargestellt. Ist es nicht unfair, ihr den schwarzen Peter zuzuschieben, wo in vielen anderen Bereichen viel mehr Treibhausgase produziert werden?
Wenn man die Landwirtschaft pauschal betrachtet, ist sie Opfer des Klimawandels, sie ist Täter und sie ist Teil der Lösung. Diese Betrachtung ist aber sehr undifferenziert. Die Fleischproduktion leistet tatsächlich einen wesentlichen Beitrag zum Klimawandel. Aber: Nicht jede Art von Fleisch. Weidebasierte Fleischproduktion ist nicht klimaschädlich. Schädlich sind die sehr energie- intensive Düngemittelproduktion, die Abholzung der Regenwälder, um Tierfutter anzubauen und die Ausgasungen der Tiere selbst. In Massentierhaltung ist es die Zahl der Tiere, die sich nicht in den natürlichen Kreislauf einfügen – da fallen dann auch die Ausgasungen ins Gewicht. Werden aber angemessen viele Kühle im Grünland ernährt, sind deren Ausgasungen nicht schlimm, weil sie das Grünland düngen und dieses Kohlenstoff im Boden bindet.
Es läuft also auf eine kleinstrukturierte Landwirtschaft wie hier in Tirol hinaus?
Kleinstrukturierte Landwirtschaft mit Humusaufbau ist die klimafreundlichere Landwirtschaft. Auch weil sie die Biodiversität und die Widerstandsfähigkeit fördert. Es wird auch oft übersehen, dass kleinstrukturierte Landwirtschaft überproportional viele Menschen ernährt. Es ist durchaus die vernünftige und nachhaltige Form, Landwirtschaft zu betreiben. Wenn man die Ernährung an das anpasst, was die nachhaltige Landwirtschaft produzieren kann, dann ist das genau das, was wir brauchen. Das bedingt geringeren Fleischkonsum, denn die Ernährung über Fleisch ist sehr ineffizient. Wir gewinnen damit die jetzt für die Futtermittelproduktion eingesetzten Flächen für die Lebensmittelproduktion.
Gilt das auch für die Grünlandflächen in Österreich, die oft gar nicht für den Ackerbau geeignet wären?
Österreich hat eine ideale Situation. Wir könnten unser Fleisch selbst produzieren – auf Böden, die wirklich dafür prädestiniert sind. Es ist das Natürlichste, Tiere auf alpinem Grünland zu halten. Um zu gedeihen und somit Treibhausgase zu speichern, braucht das Grünland die Düngung der Tiere. Dafür sind Wiederkäuer am besten geeignet. Klimaschutz spricht nicht gegen den Genuss von grünlandbasiertem Fleisch – in Maßen.