Höchstes Gut schützen
Flächenversiegelung und Klimaveränderungen sind derzeit die größten Gefahren für die heimischen Böden und damit für die wichtigste Grundlage unserer Lebensmittelproduktion und Lebensvielfalt. Der Internationale Tag des Bodens macht jährlich auf die lebenswichtige Ressource Boden und die Notwendigkeit, diese zu schützen, aufmerksam. Mit gezielten Bodenschutz-Maßnahmen reagieren die Bäuerinnen und Bauern auf die sich verändernden Klimabedingungen.
Bundesweites Bekenntnis notwendig
Rund elf Hektar wertvolle landwirtschaftliche Flächen werden in Österreich täglich verbaut, auch in Tirol schreitet der Flächenfraß trotz landwirtschaftlicher Vorsorgeflächen voran. „Wir müssen unverbaute Flächen schützen, sie sind die Produktionsgrundlage für unsere Landwirtschaft und zugleich unsere Versicherung im Kampf gegen den Klimawandel. Österreich hat im europaweiten Vergleich die höchste Dichte an Supermärkten und mit 15 Metern pro Kopf eines der längsten Straßennetze. Besonders in Tirol ist der Druck auf die landwirtschaftlichen Flächen hoch. Auch wenn die Ausweisung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen ein wichtiger Schritt war, reicht dieser aber leider nicht aus. Es braucht auch bundesweit das Bekenntnis für strengere Richtlinien“, betont LK-Präsident Josef Hechenberger, denn: „Einmal versiegelte Flächen können nicht mehr rückgebaut werden und die Gefahr von Überschwemmungen und Erosionen sowie unsere Importabhängigkeit bei Lebensmitteln steigen mit jedem Hektar verbautem Boden. Es muss gelingen, Anreize zu schaffen, um sparsamen Umgang mit Flächen zu belohnen, anstatt Versiegelung noch weiter zu fördern.“
"Die Importabhängigkeit bei Lebensmitteln steigt mit jedem Hektar verbautem Boden. " Josef Hechenberger
LK-Präsident
Landwirtschaft betreibt aktiven Bodenschutz
Zum Schutz der Böden setzen Bäuerinnen und Bauern bereits zahlreiche Maßnahmen. Die Basis dazu bildet das Österreichische Agrarumweltprogramm (ÖPUL). Insgesamt acht der 25 Maßnahmen zielen darin auf die „Qualitative Erhaltung und Verbesserung des Zustandes des Bodens bzw. der Bodenfruchtbarkeit“ ab. Ebenso fördern die Maßnahmen die Widerstandsfähigkeit und Anpassung an den Klimawandel und verbessern den Oberflächen- und Grundwasserschutz. Mehr als zwei Drittel der österreichischen Betriebe – in Tirol sogar mehr als 80 Prozent – nehmen an diesen Bodenschutz-Maßnahmen teil. Beispielsweise an der „Umweltgerechten und biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung“ beteiligen sich laut Mehrfachflächenantrag 2023 knapp 46.000 Betriebe, am „Erosionsschutz Acker“ mehr als 13.000 Betriebe und am „Humuserhalt und Bodenschutz auf umbruchsfähigem Grünland“ etwa 12.000 Betriebe. Deutlich erhöht hat sich zu diesem Zweck in den vergangenen Jahren der Anbau von Zwischenfrüchten und Begrünungen. Dadurch vermeiden die Bäuerinnen und Bauern Nährstoffauswaschungen und Bodenabtrag, betreiben aktiven Erosionsschutz und schaffen günstige Voraussetzungen für das Bodenleben – auch über die Wintermonate hinaus. „All diese Maßnahmen bringen jedoch nur wenig, wenn die besten Böden verbaut und versiegelt werden“, unterstreicht LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger und führt weiter aus: „Dass die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) erste Maßnahmen aus dem in der Bodenstrategie enthaltenen, gemeinsam von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden ausgearbeiteten Aktionsplan umsetzt und das BML hier 26 Millionen Euro für die Reaktivierung von Ortskernen zur Verfügung stellt, ist als erstes positives Signal zu werten. Aber auch die Umsetzung aller weiteren Maßnahmen muss von sämtlichen Beteiligten dringend und mit Nachdruck gemeinsam vorangetrieben werden.“ So gelte es, auch landwirtschaftliche Vorrangflächen festzulegen, die für andere Zwecke nicht genutzt werden dürfen. Des Weiteren sollen Gewerbe-, Einkaufs- und Parkflächen nicht mehr auf unbebautem Land entstehen. Bei Gewerbeflächen sollten außerdem nach Möglichkeit mehrere Geschoße genützt oder aktiv gefördert werden. Gleichzeitig ist eine Stärkung der Orts- und Dorfkerne erforderlich. Photovoltaik-Anlagen sollten primär auf Dächern und verbauten Flächen errichtet werden.