„Feld der Möglichkeiten“
Das vergangene Jahr hat mit der pünktlichen Auszahlung der Leistungsabgeltung geendet. Mit welchen Unterstützungen können die Bäuerinnen und Bauern im kommenden Jahr rechnen?
Hechenberger: Die Umsetzung der Richtlinien der neuen GAP-Periode im vergangenen Jahr hat sowohl die bäuerlichen Familienbetriebe als auch die Verwaltung vor große Herausforderungen gestellt. Trotzdem ist es gelungen, den ersten Teil der Leistungsabgeltungen zeitgerecht und wie gewohnt noch im laufenden Antragsjahr auszuzahlen. Das sorgt für Planbarkeit und Stabilität bei den heimischen Betrieben. Ein Blick in die Nachbarländer genügt, um zu sehen, dass wir damit in der EU die Ausnahme sind. Bis zum Ende des ersten Halbjahres 2024 werden dann weitere Mittel ausbezahlt, die durch Umstellungen im System eben erst später abgerechnet werden – insgesamt gehen so zehn Millionen Euro mehr nach Tirol! Individuelle Vergleiche zur vorherigen Periode können daher erst nach dieser Endabrechnung gezogen werden. Zusätzlich gibt es Unterstützung von Land und Bund, wie – um nur eine zu nennen – etwa die Stromkostenbremse, die bis Juni 2025 verlängert wurde.
Stichwort Europäische Union – was tut sich auf dieser Ebene?
Ein starkes Signal in Richtung flächendeckende Herkunftskennzeichnung ist die sogenannte Frühstücksrichtlinie. Das EU-Parlament hat beschlossen, dass künftig klar deklariert werden muss, woher Honig, die Früchte in Marmeladen und Fruchtsäften kommen. Es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern, weil die entscheidenden Trilog-Verhandlungen erst anstehen. Dennoch signalisiert das EU-Parlament mit dem klaren Votum, dass es mehr Transparenz auf den Tellern braucht – für die Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch für die produzierende Landwirtschaft in Europa. Nur so kann dem anonymen Rohstoffeinsatz ein Riegel vorgeschoben werden, das stärkt die Lebensmittelproduktion innerhalb der EU. Kritisch zu sehen sind hingegen die im Rahmen des Green Deals diskutierten Gesetze und Verordnungen. Anstatt jenen europäischen Betrieben, die unsere Ernährung sichern, mit immer neuen, praxisfernen Auflagen das Wirtschaften zu verunmöglichen, sollte für mehr Transparenz und Fairness in den internationalen Lieferketten gesorgt werden. Die Verlagerung der Produktion ins Ausland kann nicht der Sinn der Sache sein!
Auch beim Thema Wolf zeichnen sich auf europäischer Ebene Veränderungen hinsichtlich des Schutzstatus ab.
Das Signal der EU-Kommission zum Jahresende hinsichtlich einer möglichen Senkung des Schutzstatus hat gezeigt, dass unser Einsatz wirkungsvoll war. Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind, sind wir damit ein großes Stück weitergekommen. In Tirol sind wir mit der Novelle des Jagdgesetzes und der Verordnungsregelung auf einem guten Weg. Im Sinne unserer Almwirtschaft mit ihrer jahrhundertelangen Tradition werden wir weiter am Ball bleiben und auch auf europäischer Ebene, in Abstimmung mit betroffenen Regionen des Alpenbogens, für den Erhalt dieses Lebensraumes arbeiten.
Bleiben wir bei der Almwirtschaft. Welche Maßnahmen brauchen die Almbäuerinnen und Almbauern über die Möglichkeit zur Regulierung der Großraubtiere hinausgehend?
Die vergangene Almsaison ist im Großen und Ganzen gut verlaufen. Mit Freizeitnutzerinnen und -nutzern und Weidevieh gab es glücklicherweise nur vereinzelte Vorfälle. Dennoch: unsere Almen sind beliebte Ausflugs- und Freizeitziele. Es kann jedoch nicht sein, dass – besonders auf den am stärksten frequentierten Routen – sich die Bäuerinnen und Bauern selbst als bestenfalls „geduldet“ vorkommen, wenn sie mit dem Auto oder dem Traktor auf ihre Alm zum Vieh fahren wollen. Hier müssen wir faire Gegebenheiten und klare Spielregeln schaffen. Hier wird die Arbeit an einem respektvollen Miteinander mit den verschiedenen Nutzergruppen, von Wanderern bis hin zu Mountain- bzw. E-Bikern, immer wichtiger. Damit unsere Almen – als Basis für die viehhaltende Landwirtschaft und in weiterer Folge auch für die Lebensmittelproduktion – abgesichert werden, braucht es neben entsprechenden Produktpreisen auch praktikable Förderabwicklungen oder finanzielle Ausgleiche für den hohen Produktionsaufwand. Handlungsbedarf gibt es außerdem beim Meldesystem der Kleinwiederkäuer, wo ein vereinfachtes System, dringend nötig ist.
Zu mehr Aufklärung für die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft soll auch der diesjährige LK-Jahresschwerpunkt „Arbeitsplatz Bauernhof – Feld der Möglichkeiten“ beitragen.
Bei der Wahl des Jahresmottos achten wir immer darauf, dass wir mit den Themen unsere Mitglieder, aber auch ein Stück weit die nicht-bäuerliche Bevölkerung abholen. Unternehmerische Fähigkeiten, Wissen über Bodenbearbeitung, Pflanzenbau, Tierhaltung oder Landtechnik: Viele wissen gar nicht, wie versiert man sein muss, um den täglichen Betrieb auf einem Hof am Laufen zu halten. Dazu braucht es fundierte Ausbildung in vielen Bereichen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen, die nie mit der Landwirtschaft in Berührung gekommen sind, ein falsches Bild von der Arbeit der Bäuerinnen und Bauern haben. Daraus entstehen oft auch hinkende Vergleiche und Verallgemeinerungen, denen wir mit Aufklärung und Dialog begegnen wollen. Zugleich bietet kaum ein Arbeitsplatz so viele Möglichkeiten wie ein Bauernhof. Die Bäuerinnen und Bauern produzieren hochwertige Lebensmittel, pflegen die Kulturlandschaft und beleben den ländlichen Raum. Je nach Interessen und Stärken gibt es dabei verschiedene Wege, den eigenen Hof zu bewirtschaften. Wir möchten den Jahresschwerpunkt dazu nutzen, den Bäuerinnen und Bauern aufzuzeigen, welche Möglichkeiten und unterschiedliche Betriebskonzepte es gibt, damit jede und jeder für sich die optimale Lösung findet. Weitere Standbeine, wie Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof oder Bildungsangebote wie Schule am Bauernhof stärken nicht nur die Wertschöpfung und Entwicklung in der Region, sondern auch die Verbindung zwischen den Landwirten und den Verbrauchern.
Wie die Möglichkeiten, sind auch die Herausforderungen in der Land- und Forstwirtschaft vielfältig. Welche sind die dringlichsten?
2023 war der LK-Schwerpunkt der Klimawandel. Dessen Auswirkungen bekommen wir immer öfter zu spüren, daher sind alle Maßnahmen, die zur Eindämmung beitragen und die Anpassung beschleunigen, zu unterstützen. Dahingehend bleiben wir weiter am Ball. Ebenfalls beschäftigen uns die massiven Forstschäden aus dem Vorjahr bzw. den Vorjahren. Da müssen wir gewährleisten, dass die Aufräumarbeiten weiter vorangehen und dementsprechend Rahmenbedingungen für finanzielle Unterstützung schaffen. Hier geht es am Ende des Tages um die Sicherheit unserer Siedlungsräume, daher war die Aufstockung und Verlängerung des Waldfonds ein wichtiger und richtiger Schritt. Darüber hinaus beschäftigen uns viele verschiedene Themen, auf politischer, marktseitiger und gesellschaftlicher Ebene. Da ist es wichtig, eine klare Linie zu fahren und die Interessen und die Position der Menschen in der Landwirtschaft bestmöglich zu vertreten. Die oft komplexen Sachverhalte dann klar zu kommunizieren bzw. alle gut über Ergebnisse oder Änderungen zu informieren, ist – gerade wenn Fristen damit verbunden sind – eine zentrale Aufgabe. Diesbezüglich gilt mein Dank allen Funktionärinnen und Funktionären sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landwirtschaftskammer. Sie sorgen nicht nur dafür, dass unsere Mitglieder immer bestens informiert, sondern auch bestens betreut sind und wir wiederum schnell erfahren, wenn sich irgendwo ein neues Thema auftut. So können wir rasch reagieren, um Lösungen zu suchen und zu finden.
Hechenberger: Die Umsetzung der Richtlinien der neuen GAP-Periode im vergangenen Jahr hat sowohl die bäuerlichen Familienbetriebe als auch die Verwaltung vor große Herausforderungen gestellt. Trotzdem ist es gelungen, den ersten Teil der Leistungsabgeltungen zeitgerecht und wie gewohnt noch im laufenden Antragsjahr auszuzahlen. Das sorgt für Planbarkeit und Stabilität bei den heimischen Betrieben. Ein Blick in die Nachbarländer genügt, um zu sehen, dass wir damit in der EU die Ausnahme sind. Bis zum Ende des ersten Halbjahres 2024 werden dann weitere Mittel ausbezahlt, die durch Umstellungen im System eben erst später abgerechnet werden – insgesamt gehen so zehn Millionen Euro mehr nach Tirol! Individuelle Vergleiche zur vorherigen Periode können daher erst nach dieser Endabrechnung gezogen werden. Zusätzlich gibt es Unterstützung von Land und Bund, wie – um nur eine zu nennen – etwa die Stromkostenbremse, die bis Juni 2025 verlängert wurde.
Stichwort Europäische Union – was tut sich auf dieser Ebene?
Ein starkes Signal in Richtung flächendeckende Herkunftskennzeichnung ist die sogenannte Frühstücksrichtlinie. Das EU-Parlament hat beschlossen, dass künftig klar deklariert werden muss, woher Honig, die Früchte in Marmeladen und Fruchtsäften kommen. Es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern, weil die entscheidenden Trilog-Verhandlungen erst anstehen. Dennoch signalisiert das EU-Parlament mit dem klaren Votum, dass es mehr Transparenz auf den Tellern braucht – für die Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch für die produzierende Landwirtschaft in Europa. Nur so kann dem anonymen Rohstoffeinsatz ein Riegel vorgeschoben werden, das stärkt die Lebensmittelproduktion innerhalb der EU. Kritisch zu sehen sind hingegen die im Rahmen des Green Deals diskutierten Gesetze und Verordnungen. Anstatt jenen europäischen Betrieben, die unsere Ernährung sichern, mit immer neuen, praxisfernen Auflagen das Wirtschaften zu verunmöglichen, sollte für mehr Transparenz und Fairness in den internationalen Lieferketten gesorgt werden. Die Verlagerung der Produktion ins Ausland kann nicht der Sinn der Sache sein!
Auch beim Thema Wolf zeichnen sich auf europäischer Ebene Veränderungen hinsichtlich des Schutzstatus ab.
Das Signal der EU-Kommission zum Jahresende hinsichtlich einer möglichen Senkung des Schutzstatus hat gezeigt, dass unser Einsatz wirkungsvoll war. Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind, sind wir damit ein großes Stück weitergekommen. In Tirol sind wir mit der Novelle des Jagdgesetzes und der Verordnungsregelung auf einem guten Weg. Im Sinne unserer Almwirtschaft mit ihrer jahrhundertelangen Tradition werden wir weiter am Ball bleiben und auch auf europäischer Ebene, in Abstimmung mit betroffenen Regionen des Alpenbogens, für den Erhalt dieses Lebensraumes arbeiten.
Bleiben wir bei der Almwirtschaft. Welche Maßnahmen brauchen die Almbäuerinnen und Almbauern über die Möglichkeit zur Regulierung der Großraubtiere hinausgehend?
Die vergangene Almsaison ist im Großen und Ganzen gut verlaufen. Mit Freizeitnutzerinnen und -nutzern und Weidevieh gab es glücklicherweise nur vereinzelte Vorfälle. Dennoch: unsere Almen sind beliebte Ausflugs- und Freizeitziele. Es kann jedoch nicht sein, dass – besonders auf den am stärksten frequentierten Routen – sich die Bäuerinnen und Bauern selbst als bestenfalls „geduldet“ vorkommen, wenn sie mit dem Auto oder dem Traktor auf ihre Alm zum Vieh fahren wollen. Hier müssen wir faire Gegebenheiten und klare Spielregeln schaffen. Hier wird die Arbeit an einem respektvollen Miteinander mit den verschiedenen Nutzergruppen, von Wanderern bis hin zu Mountain- bzw. E-Bikern, immer wichtiger. Damit unsere Almen – als Basis für die viehhaltende Landwirtschaft und in weiterer Folge auch für die Lebensmittelproduktion – abgesichert werden, braucht es neben entsprechenden Produktpreisen auch praktikable Förderabwicklungen oder finanzielle Ausgleiche für den hohen Produktionsaufwand. Handlungsbedarf gibt es außerdem beim Meldesystem der Kleinwiederkäuer, wo ein vereinfachtes System, dringend nötig ist.
Zu mehr Aufklärung für die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft soll auch der diesjährige LK-Jahresschwerpunkt „Arbeitsplatz Bauernhof – Feld der Möglichkeiten“ beitragen.
Bei der Wahl des Jahresmottos achten wir immer darauf, dass wir mit den Themen unsere Mitglieder, aber auch ein Stück weit die nicht-bäuerliche Bevölkerung abholen. Unternehmerische Fähigkeiten, Wissen über Bodenbearbeitung, Pflanzenbau, Tierhaltung oder Landtechnik: Viele wissen gar nicht, wie versiert man sein muss, um den täglichen Betrieb auf einem Hof am Laufen zu halten. Dazu braucht es fundierte Ausbildung in vielen Bereichen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen, die nie mit der Landwirtschaft in Berührung gekommen sind, ein falsches Bild von der Arbeit der Bäuerinnen und Bauern haben. Daraus entstehen oft auch hinkende Vergleiche und Verallgemeinerungen, denen wir mit Aufklärung und Dialog begegnen wollen. Zugleich bietet kaum ein Arbeitsplatz so viele Möglichkeiten wie ein Bauernhof. Die Bäuerinnen und Bauern produzieren hochwertige Lebensmittel, pflegen die Kulturlandschaft und beleben den ländlichen Raum. Je nach Interessen und Stärken gibt es dabei verschiedene Wege, den eigenen Hof zu bewirtschaften. Wir möchten den Jahresschwerpunkt dazu nutzen, den Bäuerinnen und Bauern aufzuzeigen, welche Möglichkeiten und unterschiedliche Betriebskonzepte es gibt, damit jede und jeder für sich die optimale Lösung findet. Weitere Standbeine, wie Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof oder Bildungsangebote wie Schule am Bauernhof stärken nicht nur die Wertschöpfung und Entwicklung in der Region, sondern auch die Verbindung zwischen den Landwirten und den Verbrauchern.
Wie die Möglichkeiten, sind auch die Herausforderungen in der Land- und Forstwirtschaft vielfältig. Welche sind die dringlichsten?
2023 war der LK-Schwerpunkt der Klimawandel. Dessen Auswirkungen bekommen wir immer öfter zu spüren, daher sind alle Maßnahmen, die zur Eindämmung beitragen und die Anpassung beschleunigen, zu unterstützen. Dahingehend bleiben wir weiter am Ball. Ebenfalls beschäftigen uns die massiven Forstschäden aus dem Vorjahr bzw. den Vorjahren. Da müssen wir gewährleisten, dass die Aufräumarbeiten weiter vorangehen und dementsprechend Rahmenbedingungen für finanzielle Unterstützung schaffen. Hier geht es am Ende des Tages um die Sicherheit unserer Siedlungsräume, daher war die Aufstockung und Verlängerung des Waldfonds ein wichtiger und richtiger Schritt. Darüber hinaus beschäftigen uns viele verschiedene Themen, auf politischer, marktseitiger und gesellschaftlicher Ebene. Da ist es wichtig, eine klare Linie zu fahren und die Interessen und die Position der Menschen in der Landwirtschaft bestmöglich zu vertreten. Die oft komplexen Sachverhalte dann klar zu kommunizieren bzw. alle gut über Ergebnisse oder Änderungen zu informieren, ist – gerade wenn Fristen damit verbunden sind – eine zentrale Aufgabe. Diesbezüglich gilt mein Dank allen Funktionärinnen und Funktionären sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landwirtschaftskammer. Sie sorgen nicht nur dafür, dass unsere Mitglieder immer bestens informiert, sondern auch bestens betreut sind und wir wiederum schnell erfahren, wenn sich irgendwo ein neues Thema auftut. So können wir rasch reagieren, um Lösungen zu suchen und zu finden.