Es kommt nicht auf die Betriebsgröße an
Passend zum LK-Jahresmotto „Tierwohl – wir schauen drauf!“ steht auch die diesjährige Bezirksrunde unter dem Schwerpunkt „Tierwohl“. Im Bezirk
Lienz fand dazu letzte Woche ein Pressegespräch am Oberplonig-Hof in Nikolsdorf statt. Der auf 1.150 Metern Seehöhe gelegene Betrieb wird von Karin und Alfons Huber bewirtschaftet. Seit letztem Jahr ist Karin Huber zudem Bezirksbäuerin in Lienz. Am Betrieb leben vier Generationen und erst kürzlich wurde ein großer Um- bzw. Zubau abgeschlossen. Der Oberplonig-Hof ist einer der wenig verbliebenen Milchbetriebe, die meisten Nachbarn haben auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Die Milch der derzeit vier Kühe wird ins Tal geliefert und dort abgeholt. Zum Thema Tierwohl ist Bäuerin Karin Huber wichtig zu betonen, dass es weder auf Haltungsform noch auf Betriebs-
größe ankommt: „Wichtig ist, dass am Betrieb alles stimmt. Dass der Arbeitsaufwand machbar ist und dass auch die Fläche zur Tierzahl passt. Wir können maximal sechs Kühe halten, sonst haben wir nicht genug eigenes Futter.“
Windwurfschäden
Bezirksobmann Konrad Kreuzer informierte die Presse auch über weitere landwirtschaftliche Themen im Bezirk und gab einen Überblick über die aktuelle Situation nach den Windwurfschäden des Vorjahres: „Wir haben derzeit durchschnittlich einen Aufarbeitungsgrad von 30 Prozent. Über den Sommer wird pausiert, denn es gilt, den Käferbefall bestmöglich hintan zu halten!
Biologische Landwirtschaft aus Überzeugung
Der zweite Betrieb, der im Rahmen des Bezirksbesuches besichtigt wurde, war der Riedlhof in Lienz. Familie Brugger bewirtschaftet den Hof im Vollerwerb und betreibt biologische Landwirtschaft. Der Schwerpunkt liegt auf der Milchwirtschaft, wobei stets neue Betriebszweige dazukommen, wie etwa die Direktvermarktung oder zwei mobile Ställe für Legehennen. 70 bis 80 Milchkühe (Fleckvieh und Pinzgauer) stehen derzeit am Riedlhof, mit Nachzucht sind es über 150 Tiere. Dabei hat vor gut 20 Jahren alles mit sechs Kühen angefangen, wie Betriebsführer Kilian Brugger berichtet: „Mein Ziel war es, im Vollerwerb zu wirtschaften, denn die Doppelbelastung im Nebenwerb wollte ich auf Dauer nicht. Nach und nach haben wir uns vergrößert und neue Betriebszweige dazugenommen. Das passt jetzt ganz gut und mein Wunsch für die Zukunft ist es, diese Größe zu halten und einen gesunden Betrieb an die nächste Generation zu übergeben!
Moderne Technik und ein geschultes Auge
Neben der kontinuierlichen Betriebserweiterung sind
Kilian Brugger auch technische Neuerungen wichtig. Das Highlight dabei: Ein Fütterungsroboter, der ihm – gerade im Sommer, wenn er selbst untertags auf der Alm ist – viel
Arbeit abnimmt. Ein Melkroboter kommt für den Bauern hingegen nicht in Frage: „Das Melken gehört für mich zur Kuh-Betreuung. Im Melkstand merke ich sofort, wenn bei einem Tier etwas nicht stimmt. Das geht meiner Meinung nach durch einen Melkroboter verloren.“
Generell ist Kilian Brugger wichtig, dass trotz der Betriebsgröße der Bezug zum Tier nicht verloren geht: „Das ist auch den Konsumenten wichtig. Durch unseren Hofladen haben wir viel Kontakt mit den Konsumenten und die bestätigen uns in unserer Arbeit.“ Auch was die Feldbewirtschaftung angeht, schätzt Brugger Traditionen: „Die Tiroler Landwirtschaft zeichnet sich durch ihre Liebe zum Detail aus. Gerade im Berggebiet bewundere ich den Ehrgeiz unserer Bäuerinnen und Bauern, wenn jeder noch so kleine Fleck sauber gemäht wird. Das ist österreichweit einzigartig!“
Landwirtschaft herzeigen birgt Chancen
Jedes Jahr geht am Pfingstsonntag das große Hoffest am Riedlhof über die Bühne. Mittlerweile braucht es rund 80 freiwillige Helfer, um alles abzuwickeln. Ein Teil des Erlöses wird immer für den guten Zweck gespendet: „Wir wollen die Landwirtschaft herzeigen und zugleich Gutes tun“, erklärt Brugger.
„Die Stalltüren zu öffnen, wird immer wichtiger werden“, bekräftigt auch LK-Präsident Josef Hechenbeger. „Unsere Bäuerinnen und Bauern produzieren beste Lebensmittel und arbeiten fleißig, damit ihre Betriebe gepflegt und erhalten bleiben. Darauf können wir stolz sein und wir müssen uns dafür einsetzen, Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Strukturen auch künftig zu erhalten!“