Endlich Handeln und Spielräume ausnutzen
Die Situation für die Tiroler Bäuerinnen und Bauern ist prekär, vor allem die Schafbauern stehen vor einem schwierigen Sommer und einer ungewissen Zukunft. Viele Regionen sind betroffen, besonders die Bezirke Innsbruck-Land, Imst und Landeck. Der Landecker Bezirksobmann Elmar Monz ist in die Pilot-Herdenschutzprojekte seines Bezirkes involviert und zieht eine nüchterne Bilanz der ersten Wochen: „Der aktuelle Vorfall am Lader Heuberg hat gezeigt, dass Herdenschutz im hochalpinen Raum nicht möglich ist. Der Aufwand ist unverhältnismäßig hoch, die Schutzwirkung steht in keinem Vergleich dazu. Aber nicht nur auf den Hochalmen ist die Situation kritisch, wir hatten heuer auch schon Risse in unmittelbarer Nähe zum Siedlungsgebiet. Diese und auch der Unfall auf der Brennerautobahn machen deutlich, dass für den Wolf einfach kein Platz in Tirol ist, deshalb braucht es endlich einen praktikablen Umgang mit großen Beutegreifern.“
Problembewusstsein allein reicht nicht
„Die Tiroler Landwirtschaft zeichnet sich durch Beständigkeit und Anpassungsfähigkeit aus. Wenn aber ein Problem so übermächtig ist und die einzig effektive Lösung, ein Abschuss, legal nicht ermöglicht wird, hat aller Idealismus einmal ein Ende“, bringt Obmann Josef Hechenberger die Situation der Bäuerinnen und Bauern auf den Punkt.
Dabei orten Juristen durchaus Handlungsspielraum auf Landesebene. Der Verein Alm ohne Wolf schlägt deshalb folgende Ansätze vor: „Wir brauchen einen Tiroler Managementplan nach Salzburger Vorbild. Darin muss geregelt sein, ab wann ein Wolf zu viel Schaden anrichtet und als ‚Problemwolf‘ einzustufen ist. Darauf aufbauend muss eine landesgesetzliche Regelung geschaffen werden, die legale Entnahmen dieser Problemtiere ermöglicht“, so Hechenberger weiter. Dazu ist aus Sicht des Vereins die Novellierung beziehungsweise der Ausbau des Tiroler Almschutzgesetzes nötig. Mittels Verordnungsermächtigung muss die Ausweisung von sogenannten Alm- und Weideschutzzonen geschaffen werden, in welchen Herdenschutzmaßnahmen nicht zumutbar beziehungsweise verhältnismäßig sind. Wesentlich ist, dass es dazu einer behördlichen oder (amts-)gutachterlichen Festlegung bedarf. „Mit dieser Ausweisung bekommen Almbauern und Almauftreiber nicht nur die notwendige Rechtssicherheit, sondern es wird auch der notwendige Handlungsspielraum für Behörden für legale Entnahmen geschaffen. Diese Art von Regulierung hat zentrale Bedeutung, mit den Hirngespinsten von Herdenschutzmaßnahmen auf Almen im hochalpinen Raum muss endlich Schluss sein, weitere Ausreden lassen wir nicht mehr gelten!“
Bevölkerung richtig aufklären
Ein weiterer dringend nötiger Schritt ist aus Vereinssicht die Information beziehungsweise Kommunikation hin zu Bevölkerung und Gästen: „Serfaus ist eine touristische Hochburg Tirols, Winter wie Sommer. Und unsere Almen bilden die Basis dafür. Bereits im Vorjahr hat es dort Risse und verfrühte Almabtriebe gegeben. Auch die jetzt betroffene Musteralm liegt auf Serfauser Gemeindegebiet“, erklärt Elmar Monz. „Darüber, dass der Wolf all das gefährdet, muss endlich aufgeklärt werden. Eine Alm ohne Tiere ist keine Alm mehr. Wenn keine Regulierung möglich ist, hören die Bauern auf. Der Schaden, der dadurch entsteht, ist für den Wirtschaftsraum Tirol fatal und die Weitsicht der Zuständigen und Nutznießer fehlt hier komplett. Die öffentlichen Mittel, die jetzt für nicht zielführende Herdenschutzmaßnahmen ausgegeben werden, wären gerade in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten sicherlich sinnvoller einzusetzen.“