„Betriebe bestmöglich unterstützen!“
Das vergangene Jahr war aus Sicht der Landwirtschaft sowohl regional als auch international ein spannendes und ereignisreiches. Die Änderung der Berner Konvention, welche jahrelang als unmöglich angesehen wurde, steht nun schwarz auf weiß am Papier. Wie kam es dazu und wie geht es hier weiter?
Mit der Herabsenkung des Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention konnte für die österreichische und europäische Landwirtschaft ein wichtiger Meilenstein erreicht werden. Der Weg dorthin war durchaus nicht einfach und verlangte uns viel Einsatz ab. Die intensive Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft und auf politischer Ebene, um auf die prekäre Situation der Landwirtschaft aufmerksam zu machen, hat sich allerdings ausgezahlt. Die zuständigen Entscheidungsträger haben erkannt, dass der Wolf längst nicht mehr vom Aussterben bedroht ist und es dringend nötig ist, zu handeln. Werden in der dreimonatigen Frist keine Änderungsanträge vorgebracht, kann die FFH-Richtlinie geändert werden. Der Schutzstatus des Wolfes wird dann von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgesenkt. Das Thema Großraubtiere wird uns also noch weiter beschäftigen, mein Ziel ist es, eine ganzjährige Bejagung des Wolfes, so wie sie auch beim Fuchs möglich ist, zu erreichen.
Unsere Nutztiere werden aktuell nicht nur von Großraubtieren bedroht, auch das Blauzungenvirus hält die Landwirtschaft in Europa und seit Herbst auch in Österreich auf Trab. Wie geht es da weiter?
Österreich hat aus den Erfahrungen mit derartigen Situationen gelernt und war dementsprechend gut vorbereitet. Durch gute Konzepte und viele Arbeitsstunden ist es uns gelungen, die Tiervermarktung weitestgehend am Laufen zu halten. Das war uns besonders wichtig, da die wirtschaftliche Bedeutung der Vermarktung für unsere Bäuerinnen und Bauern sehr hoch ist. Es ist gelungen, dass das Land Tirol und der Tierseuchenfonds die Kosten für die PCR-Testungen übernommen haben. Für 2025 konnte erreicht werden, dass das Land Tirol die Kosten für den Impfstoff übernimmt. Um wirtschaftliche Schäden gering zu halten und im Sinne des Tierschutzes empfehlen wir, dieses Angebot zu nützen. Zusätzlich arbeiten wir aktiv daran, dass die Impfung auch Erleichterungen im Viehverkehr mit sich bringt.
Nicht nur im Bereich der Tiergesundheit brauchen unsere Betriebe gute Rahmenbedingungen. Auch politisch ist es wichtig, die entsprechenden Weichen zu stellen. Mit Christophe Hansen wurde kürzlich ein Luxemburger als neuer EU-Agrarkommissar vorgestellt. Wie wird die Zusammenarbeit mit ihm in den nächsten Jahren ablaufen?
Ich erhoffe mir auf jeden Fall eine gute Zusammenarbeit, in seiner ersten Rede hat er ja viele Punkte angesprochen, die der europäischen Landwirtschaft derzeit unter den Nägeln brennen: Bürokratieabbau, wirtschaftlicher Druck und globaler Wettbewerb oder faire Einkommen – für all diese Dinge braucht es Lösungen. Da erwarte ich mir aufgrund seines bäuerlichen Hintergrundes praxistaugliche Ansätze von ihm. Wir haben 2025 ja quasi „Halbzeit“ in der aktuellen Förderperiode, die Vorarbeiten für die GAP ab 2028 laufen bereits an und es ist wichtig, Kommissar Hansen nicht nur über die Situation und Bedürfnisse unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft zu informieren, sondern diese auch greifbar zu machen. Ziel ist es, ihm Betriebe vor Ort vorzustellen, damit er die harte, aber auch erfüllende Arbeit auf landwirtschaftlichen Betrieben im Berggebiet kennenlernt, deren Bedürfnisse praxisnahe erleben und sich in weiterer Folge für diese einsetzen kann.
Worauf liegt dabei der Fokus?
Im Gegensatz zu anderen Mitgliedstaaten, wo längst Konzerne in der Landwirtschaft die Fäden in Händen halten, zeichnet sich Österreich durch seine bäuerlichen Familienbetriebe aus. Diese produzieren nach höchsten Qualitätsstandards und strengen Auflagen. Damit diese Produktion auch in Zukunft Bestand hat, müssen die von den Bäuerinnen und Bauern erbrachten, umfangreichen Leistungen für Umwelt und Gesellschaft aber auch finanziell abgegolten werden. Es kann nicht sein, dass wir in Europa unsere Standards und damit die Produktionskosten immer weiter nach oben schrauben, um dann Billigwaren zu importieren. Gerade die Unterzeichnung des Mercosurabkommens ist so ein Beispiel, das in der bäuerlichen Welt für Kopfschütteln sorgt. Da braucht es wieder mehr Hausverstand sowie den klaren Fokus auf Bürokratieabbau und Fairness: keine überbordenden Kontrollen und Aufzeichnungspflichten, sondern gleiche Standards für Importe sowie eine verpflichtende, flächendeckende Herkunftskennzeichnung!
Die Entwicklungen der Zukunft beschäftigen auch unsere Jungbäuerinnen und Jungbauern. Sie sind laut Vision 2028+ sehr motiviert, die landwirtschaftlichen Betriebe weiterzuführen. Wie werden sie unterstützt und wie können Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den Beruf „Landwirt:in“ auch in Zukunft attraktiv zu gestalten?
Mir ist der Fokus auf die Jugend besonders wichtig, denn sie sind es, die unsere Betriebe in die Zukunft führen. Wir organisieren daher gemeinsam mit der Landjugend, den Bäuerinnen und den Meister:innen in jedem Bezirk eine Veranstaltung für alle Interessierten zwischen 20 und 40 Jahren, die einen Betrieb übernommen haben oder noch übernehmen möchten. Dabei steht der fachspezifische Austausch im Mittelpunkt. Ich lade ausdrücklich dazu ein, diese Chance zu nutzen und bin schon gespannt auf die besprochenen Inhalte und Themen, die natürlich in die Arbeit der Landwirtschaftskammer einfließen werden.
Stichwort Zukunft: 2025 ist innenpolitisch mit einem Paukenschlag gestartet. Was erwartest du dir von den nächsten Wochen?
Ziel muss es sein, nach den leider gescheiterten Verhandlungsrunden, nun rasch eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Aus Sicht der Landwirtschaft gibt es einige inhaltliche Pflöcke, die eingeschlagen werden müssen. Gerade im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit gilt es Maßnahmen zu ergreifen, um den heimischen Betrieben unter die Arme zu greifen. Basis muss natürlich die Sicherstellung der finanziellen Mittel für die Weiterentwicklung der GAP sein. 2024 sind merkliche Anpassungen und Erhöhungen gelungen, das hat mehr Geld auf die heimischen Betriebe gebracht – plus 14 Prozent beim ÖPUL und plus 12 Prozent bei der AZ! Dieses Ergebnis muss die Stoßrichtung für die nächsten Jahre sein und ist klarer Auftrag für uns als Interessenvertretung.
Die LK ist aber nicht nur auf Bundesebene gefordert. Welche interessenpolitischen Schwerpunkte werden aktuell in Tirol bearbeitet?
Zu den größeren – wortwörtlichen – Baustellen gehört sicher der Ausbau der Unterinntaltrasse. Wir unterstützen die betroffenen Mitglieder auf verschiedenen Ebenen und setzen uns dafür ein, die Auswirkungen bzw. den Flächenbedarf möglichst gering zu halten. Auch beim Großprojekt „Hochwasserschutz“ arbeiten wir intensiv mit verschiedenen Partnern daran, eine rechtlich gute Basis für die Betroffenen zu schaffen. Für alle derartigen interessenpolitischen Aufträge gilt: je früher wir mitarbeiten können, desto einfacher ist es, konstruktiv Lösungen zu finden, mit denen alle gut leben können.
Dennoch wird die Rolle der Landwirtschaftskammer immer wieder kritisiert.
Das System der Sozialpartnerschaft bietet viele Vorteile. Gerade aus land- und forstwirtschaftlicher Sicht kann es nicht genug wertgeschätzt werden, dass es die Landwirtschaftskammer gibt. Die Situation der Betriebe darzulegen und ihre Bedürfnisse einzubringen ist für uns oft besonders heraufordernd, da nur ein kleiner Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig ist, der Erhalt und die Förderung dieser aber für die gesamte Gesellschaft enorm wichtig ist. In vielen der von uns geführten Gesprächen wird klar, wie erschreckend wenig Bewusstsein und Wissen darüber vorhanden ist. In Kombination mit den umfangreichen Beratungsdienstleistungen, die wir für die Mitglieder – teilweise sogar direkt vor Ort – erbringen und dem umfassenden Bildungsangebot ist die Landwirtschaftskammer eine unverzichtbare Serviceeinrichtung, die es aktuell mehr denn je braucht.
Mit der Herabsenkung des Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention konnte für die österreichische und europäische Landwirtschaft ein wichtiger Meilenstein erreicht werden. Der Weg dorthin war durchaus nicht einfach und verlangte uns viel Einsatz ab. Die intensive Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft und auf politischer Ebene, um auf die prekäre Situation der Landwirtschaft aufmerksam zu machen, hat sich allerdings ausgezahlt. Die zuständigen Entscheidungsträger haben erkannt, dass der Wolf längst nicht mehr vom Aussterben bedroht ist und es dringend nötig ist, zu handeln. Werden in der dreimonatigen Frist keine Änderungsanträge vorgebracht, kann die FFH-Richtlinie geändert werden. Der Schutzstatus des Wolfes wird dann von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgesenkt. Das Thema Großraubtiere wird uns also noch weiter beschäftigen, mein Ziel ist es, eine ganzjährige Bejagung des Wolfes, so wie sie auch beim Fuchs möglich ist, zu erreichen.
Unsere Nutztiere werden aktuell nicht nur von Großraubtieren bedroht, auch das Blauzungenvirus hält die Landwirtschaft in Europa und seit Herbst auch in Österreich auf Trab. Wie geht es da weiter?
Österreich hat aus den Erfahrungen mit derartigen Situationen gelernt und war dementsprechend gut vorbereitet. Durch gute Konzepte und viele Arbeitsstunden ist es uns gelungen, die Tiervermarktung weitestgehend am Laufen zu halten. Das war uns besonders wichtig, da die wirtschaftliche Bedeutung der Vermarktung für unsere Bäuerinnen und Bauern sehr hoch ist. Es ist gelungen, dass das Land Tirol und der Tierseuchenfonds die Kosten für die PCR-Testungen übernommen haben. Für 2025 konnte erreicht werden, dass das Land Tirol die Kosten für den Impfstoff übernimmt. Um wirtschaftliche Schäden gering zu halten und im Sinne des Tierschutzes empfehlen wir, dieses Angebot zu nützen. Zusätzlich arbeiten wir aktiv daran, dass die Impfung auch Erleichterungen im Viehverkehr mit sich bringt.
Nicht nur im Bereich der Tiergesundheit brauchen unsere Betriebe gute Rahmenbedingungen. Auch politisch ist es wichtig, die entsprechenden Weichen zu stellen. Mit Christophe Hansen wurde kürzlich ein Luxemburger als neuer EU-Agrarkommissar vorgestellt. Wie wird die Zusammenarbeit mit ihm in den nächsten Jahren ablaufen?
Ich erhoffe mir auf jeden Fall eine gute Zusammenarbeit, in seiner ersten Rede hat er ja viele Punkte angesprochen, die der europäischen Landwirtschaft derzeit unter den Nägeln brennen: Bürokratieabbau, wirtschaftlicher Druck und globaler Wettbewerb oder faire Einkommen – für all diese Dinge braucht es Lösungen. Da erwarte ich mir aufgrund seines bäuerlichen Hintergrundes praxistaugliche Ansätze von ihm. Wir haben 2025 ja quasi „Halbzeit“ in der aktuellen Förderperiode, die Vorarbeiten für die GAP ab 2028 laufen bereits an und es ist wichtig, Kommissar Hansen nicht nur über die Situation und Bedürfnisse unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft zu informieren, sondern diese auch greifbar zu machen. Ziel ist es, ihm Betriebe vor Ort vorzustellen, damit er die harte, aber auch erfüllende Arbeit auf landwirtschaftlichen Betrieben im Berggebiet kennenlernt, deren Bedürfnisse praxisnahe erleben und sich in weiterer Folge für diese einsetzen kann.
Worauf liegt dabei der Fokus?
Im Gegensatz zu anderen Mitgliedstaaten, wo längst Konzerne in der Landwirtschaft die Fäden in Händen halten, zeichnet sich Österreich durch seine bäuerlichen Familienbetriebe aus. Diese produzieren nach höchsten Qualitätsstandards und strengen Auflagen. Damit diese Produktion auch in Zukunft Bestand hat, müssen die von den Bäuerinnen und Bauern erbrachten, umfangreichen Leistungen für Umwelt und Gesellschaft aber auch finanziell abgegolten werden. Es kann nicht sein, dass wir in Europa unsere Standards und damit die Produktionskosten immer weiter nach oben schrauben, um dann Billigwaren zu importieren. Gerade die Unterzeichnung des Mercosurabkommens ist so ein Beispiel, das in der bäuerlichen Welt für Kopfschütteln sorgt. Da braucht es wieder mehr Hausverstand sowie den klaren Fokus auf Bürokratieabbau und Fairness: keine überbordenden Kontrollen und Aufzeichnungspflichten, sondern gleiche Standards für Importe sowie eine verpflichtende, flächendeckende Herkunftskennzeichnung!
Die Entwicklungen der Zukunft beschäftigen auch unsere Jungbäuerinnen und Jungbauern. Sie sind laut Vision 2028+ sehr motiviert, die landwirtschaftlichen Betriebe weiterzuführen. Wie werden sie unterstützt und wie können Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den Beruf „Landwirt:in“ auch in Zukunft attraktiv zu gestalten?
Mir ist der Fokus auf die Jugend besonders wichtig, denn sie sind es, die unsere Betriebe in die Zukunft führen. Wir organisieren daher gemeinsam mit der Landjugend, den Bäuerinnen und den Meister:innen in jedem Bezirk eine Veranstaltung für alle Interessierten zwischen 20 und 40 Jahren, die einen Betrieb übernommen haben oder noch übernehmen möchten. Dabei steht der fachspezifische Austausch im Mittelpunkt. Ich lade ausdrücklich dazu ein, diese Chance zu nutzen und bin schon gespannt auf die besprochenen Inhalte und Themen, die natürlich in die Arbeit der Landwirtschaftskammer einfließen werden.
Stichwort Zukunft: 2025 ist innenpolitisch mit einem Paukenschlag gestartet. Was erwartest du dir von den nächsten Wochen?
Ziel muss es sein, nach den leider gescheiterten Verhandlungsrunden, nun rasch eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Aus Sicht der Landwirtschaft gibt es einige inhaltliche Pflöcke, die eingeschlagen werden müssen. Gerade im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit gilt es Maßnahmen zu ergreifen, um den heimischen Betrieben unter die Arme zu greifen. Basis muss natürlich die Sicherstellung der finanziellen Mittel für die Weiterentwicklung der GAP sein. 2024 sind merkliche Anpassungen und Erhöhungen gelungen, das hat mehr Geld auf die heimischen Betriebe gebracht – plus 14 Prozent beim ÖPUL und plus 12 Prozent bei der AZ! Dieses Ergebnis muss die Stoßrichtung für die nächsten Jahre sein und ist klarer Auftrag für uns als Interessenvertretung.
Die LK ist aber nicht nur auf Bundesebene gefordert. Welche interessenpolitischen Schwerpunkte werden aktuell in Tirol bearbeitet?
Zu den größeren – wortwörtlichen – Baustellen gehört sicher der Ausbau der Unterinntaltrasse. Wir unterstützen die betroffenen Mitglieder auf verschiedenen Ebenen und setzen uns dafür ein, die Auswirkungen bzw. den Flächenbedarf möglichst gering zu halten. Auch beim Großprojekt „Hochwasserschutz“ arbeiten wir intensiv mit verschiedenen Partnern daran, eine rechtlich gute Basis für die Betroffenen zu schaffen. Für alle derartigen interessenpolitischen Aufträge gilt: je früher wir mitarbeiten können, desto einfacher ist es, konstruktiv Lösungen zu finden, mit denen alle gut leben können.
Dennoch wird die Rolle der Landwirtschaftskammer immer wieder kritisiert.
Das System der Sozialpartnerschaft bietet viele Vorteile. Gerade aus land- und forstwirtschaftlicher Sicht kann es nicht genug wertgeschätzt werden, dass es die Landwirtschaftskammer gibt. Die Situation der Betriebe darzulegen und ihre Bedürfnisse einzubringen ist für uns oft besonders heraufordernd, da nur ein kleiner Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig ist, der Erhalt und die Förderung dieser aber für die gesamte Gesellschaft enorm wichtig ist. In vielen der von uns geführten Gesprächen wird klar, wie erschreckend wenig Bewusstsein und Wissen darüber vorhanden ist. In Kombination mit den umfangreichen Beratungsdienstleistungen, die wir für die Mitglieder – teilweise sogar direkt vor Ort – erbringen und dem umfassenden Bildungsangebot ist die Landwirtschaftskammer eine unverzichtbare Serviceeinrichtung, die es aktuell mehr denn je braucht.