Abschussbescheide noch vor Almabtrieben
Die gesetzlichen Änderungen für ein geregeltes Wolfsmanagement inklusive Entnahmen wurden im Julilandtag beschlossen. Nachdem die sechswöchige Begutachtungsfrist nun verstrichen ist, braucht es noch einmal einen Regierungsbeschluss, damit das Fachkuratorium zu arbeiten beginnen kann. LK-Präsident Josef Hechenberger appelliert an die Landesregierung, die bereits beschlossenen Gesetze schnellstmöglich auch zur Umsetzung zu bringen: „Wir müssen noch diesen Almsommer zu einem positiven Abschussbescheid kommen. Ansonsten ist das Vertrauen der Bäuerinnen und Bauern in die Politik verspielt. Nach dem tragischen Verlauf dieses Almsommers braucht es endlich Perspektiven, dass man den großen Beutegreifern nicht vollkommen machtlos ausgeliefert ist.“ Allein heuer wurden hunderte Schafe gerissen, dutzende sind vermisst und tausende wurden vorzeitig von den Almen getrieben. „Ohne Handhabe gegen Wolf und Bär werden genau jene kleinen bäuerlichen Betriebe das Handtuch werfen, die die weniger ertragreichen und oftmals steilen Flächen in den Dörfern pflegen und die Almen bestoßen. Sie sorgen nicht nur für unser gepflegtes Landschaftsbild, sondern leisten auch wertvolle Arbeit zum Schutz vor Naturgefahren“, macht Hechenberger deutlich. „Es melden sich täglich Bäuerinnen und Bauern, die Stimmung reicht von Wut bis Verzweiflung. Viele stellen sich angesichts der Situation die Sinnfrage. Deshalb braucht es dringend noch heuer einen Abschuss, sonst werden sich bereits diesen Winter die ersten Stalltüren wolfsbedingt schließen.“ Nicht nur das dringend notwendige Zeichen für die Landwirte ist für Hechenberger ein Grund, warum jetzt die geschaffenen Möglichkeiten rasch zu nützen sind: „Wir müssen uns anschauen, inwieweit die Gesetzesänderungen auch halten, was sie versprechen. Das funktioniert nur, wenn wir den gesamten Prozess jetzt einmal durchspielen können. Dann sieht man, wo es noch Probleme beziehungsweise Unschärfen gibt und kann diese über den Winter lösen.“
Europaweites Problembewusstsein schaffen
Unter dem Motto „the great transformation“ findet heuer das Europäische Forum Alpbach statt. Gerade auf EU-Ebene ist es eine große Herausforderung, auf die dringenden Probleme der Gesellschaft rechtzeitig zu reagieren. „Handlungsbedarf gibt es aktuell bei der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, die den Schutzstatus von Wölfen und Bären in Europa regelt. Durch den uneingeschränkten Schutz der Raubtiere haben sie sich stark verbreitet und sind bereits seit 2018 nicht mehr als gefährdet eingestuft. Nicht nur bei uns in Tirol, sondern quasi im gesamten EU-Raum wie beispielsweise in Deutschland, Frankreich, Slowenien, Rumänien, usw. werden durch das fortschreitende exponentielle Wachstum der Population die Konflikte immer mehr. Wenn die EU diese Probleme nicht erkennt und entsprechend gegensteuert, werden wir bald eine ‚sad transformation‘ erleben, nämlich das Schließen vieler Hoftüren und das Verschwinden unserer Kulturlandschaft. Darauf wollen wir in Alpbach aufmerksam machen.“