Nach einer geglückten Hofübergabe
Sepp, was gab für dich den Ausschlag, den Hof zu übergeben?
Sepp Hofer: Meine Frau Elisabeth
und ich haben noch ein paar Jahre bis zur Pension, also war eine Übergabe für uns eigentlich nicht vorrangig. Josef jun. allerdings ist gerade 30 Jahre alt geworden, hat eine Familie gegründet und der Bau des Zuhauses stand im Raum. Ich dachte mir, warum warten, wenn jetzt für ihn und seine junge Familie ein idealer Zeitpunkt ist. Außerdem wollte ich meinem Sohn die Chance ermöglichen, dass er ab nun den Betrieb nach seinen Vorstellungen führen kann.
Wie bist du es angegangen?
Sepp Hofer: Wir haben die Hofübergabe erst im engsten Familienkreis thematisiert. Anfangs stand die Frage, wer wird übernehmen und es wurde offen mit allen Beteiligten gesprochen. Besonders wichtig war für uns eine faire Abfertigung für unsere Kinder zu finden, trotzdem musste der Betrieb überlebensfähig bleiben. Neben getrennten Wohnbereichen wurde auch die Arbeitsauf
teilung diskutiert – wer geht in den Stall, wer bewirtschaftet die Alm? Da meine Frau und ich noch nicht „pensionsreif“ sind, musste auch in Bezug auf die Versicherung alles geregelt werden.
Welche Herausforderungen gab es während des Übergabeprozesses?
Sepp Hofer: Eine Hofübergabe ist sehr aufwendig. Neben den Kosten gilt es einige wichtige Dinge zu berücksichtigen (Niederschrift, Notariatsakt, Grundbuch, Versicherung, …).
Man kann auch nicht alles vertraglich regeln, umso wichtiger sind Gespräche in der Familie. Für mich war es sehr wichtig, eine geregelte Übergabe im Guten umzusetzen.
Welche Angebote der LK Tirol oder des LFIs hast du in Anspruch genommen?
Sepp Hofer: Wir hatten einen Termin beim Rechtssprechtag vereinbart und dabei den Entwurf für den Übergabevertrag erstellen lassen. Zu Hause wurde dann darüber in Ruhe gesprochen. Durch meine Tätigkeit in der LK Tirol habe ich gewisse Erfahrungswerte. Neben der Rechtsberatung und den Sprechtagen bietet die LK Tirol und das LFI Tirol eine Seminarreihe „LQB – Der Weg zu einer erfolgreichen Übergabe“ an, bei der die Fachexperten und Fachexpertinnen der LK Tirol umfassend rechtsrelevante, betriebswirtschaftliche und zwischenmenschliche Themen behandeln. Besonders der zwischenmenschliche Bereich, das „alles-offen-Ansprechen“, ist nicht immer einfach, daher ist dieses Angebot sehr empfehlenswert.
Habt ihr die Übergabe miteinander gefeiert?
Sepp Hofer: Am 18. August 2018 wurde die Übergabe beim Notar geregelt – andere heiraten an diesem Datum und wir haben übergeben. Nach dem Notariatsakt haben wir alle mit einem Gläschen Wein angestoßen.
Wie geht es in Zukunft weiter mit dem Betrieb?
Sepp Hofer: Wir haben vereinbart, dass die Milchviehhaltung, so lange es uns Seniors gut geht, aufrechterhalten bleibt. Alleine wären der Heimbetrieb und die Alm mit der Berufstätigkeit unseres Sohnes nicht zu vereinbaren. Auch die Rahmenbedingungen – Politik und Gesellschaft – müssen für unsere kleine Landwirtschaft soweit erhalten bleiben, dass eine gute Bewirtschaftung möglich bleibt. Das außerlandwirtschaftliche Einkommen sollte der Familie zur Verfügung stehen und darf nicht nur dazu dienen, den Betrieb über Wasser zu halten. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass wir einen der schönsten Lebens- und Arbeitsplätze haben.
Was möchtest du Berufskollegen und Berufskolleginnen, die vor einer Übergabe stehen, mit auf den Weg geben?
Sepp Hofer: Für mich sind drei Punkte entscheidend für eine gute Hofübergabe:
- 1. Früh genug regeln,
- 2. darüber sprechen – auch öfter und
- 3. dem Übernehmer oder der Übernehmerin Vertrauen entgegenbringen.