Steckbrief der Verdächtigen: Bakteriologische Milchuntersuchung - Prüfbericht richtig lesen

Ein "Prüfbericht" setzt sich aus zumindest drei Teilen zusammen: der Probenbeschreibung, dem Ergebnis der mikrobiologischen Untersuchung und dem Antibiogramm.
Probenbeschreibung
Die Probenbeschreibung gibt unter anderem kurz wieder, was dem Laboranten über das Begleitschreiben mitgeteilt wurde: Um welches Tier handelt es sich, wann und durch wen wurde die Probe genommen, wann ist sie im Labor eingetroffen und aus welchem Grund wird untersucht.
Antibiogramm
Das Antibiogramm dient dem Tierarzt als Information, welche Antibiotika wirksam sind, und welche eher nicht. Diese Wirksamkeit wird mit einem Plus für wirksam und einem Minus für nicht wirksam beschrieben und direkt unter das Kürzel für den jeweiligen Wirkstoff geschrieben.
Ergebnis der mikrobiologischen Untersuchung
Für den Landwirt ist das Ergebnis der mikrobiologischen Untersuchung zentral. Hier wird für jedes Viertel nachgewiesen, ob und welche Erreger sich im Euter vermehrt haben und ob die Milch Veränderungen bei Farbe oder Konsistenz aufwies, wie zum Beispiel Flocken, Blut oder ob sie stark wässrig war. Wenn es bei der Probe gewünscht wurde, hat das Labor auch den Zellgehalt ermittelt.
Am interessantesten bleibt die Spalte mit dem mikrobiologischen Befund. Dort wird der "Übeltäter“ beim Namen genannt. Wir wissen mittlerweile, welche Erreger welche Umweltansprüche stellen und deshalb auch, wo sie vorwiegend leben und sich verbreiten. Das ist wichtig, um feststellen zu können, wann und wo sich Tiere neu infizieren.
Steckbriefe der üblichen Verdächtigen
Kein Erreger nachweisbar
Entweder war wirklich kein Erreger im Euter oder er ist vor der Untersuchung abgestorben oder abgetötet worden. Eine erhöhte Zellzahl bedeutet vorrangig ja nicht, dass ein Erreger im Euter ist, sondern, dass aufgrund von einer Reizung das Immunsystem der Kuh reagiert und Immunzellen sich verstärkt im Euter ansammeln. Diese werden dann gemeinsam mit Euterzellen über die Milch ausgeschieden und ergeben die uns bekannte "Zellzahl".
Eine Immunreaktion der Kuh kann auch durch mechanische Schäden am Euter, wie zum Beispiel durch Verletzungen, hervorgerufen werden. Es kann auch sein, dass ein Keim die Immunreaktion im Euter ausgelöst hat. Das kuheigene Immunsystem hat ihn aber abgetötet und die noch hohe Zellzahl ist einfach noch eine Nachwirkung dieser Reaktion.
Mischkultur
Zu viele Kulturen auf einmal wachsen auf einer Untersuchungsplatte an und es kann kein dominanter Keim identifiziert werden. Das rührt nicht daher, dass im Euter mehrere Keimarten nebeneinander leben und das Problem verursachen. Zumeist wird eine Milchprobe mit Schmutz aus der Umgebung verunreinigt. Deswegen ist bei der Milchprobenziehung auf strikte Sauberkeit zu achten.
KNS – Koagulase-negative Staphylokokken
Diese sogenannten "Koagulase-negative Staphylokokken" sind eine Gruppe von verschiedenen Staphylokokkenarten, die sehr ähnliche Eigenschaften haben und aus diesem Grund auch auf die gleichen Behandlungsmethoden ansprechen. Die meisten KNS kommen natürlich auf der Haut, Euterhaut und Schleimhaut von Kühen vor und auch in der Umwelt. Es sind keine Erreger, die von irgendwoher eingeschleppt wurden und ein Eutergesundheitsproblem verursachen. Es sind oft eher harmlose Bakterien, die aufgrund von Umwelteinflüssen und Stress die Möglichkeit hatten, sich im Euter einer Kuh anzusiedeln und zu vermehren.
Sie verursachen zumeist subklinische Euterentzündungen mit Zellzahlerhöhung und einem Rückgang der Milchleistung. Manchmal werden Vertreter dieser Gruppe auch als Einzelerreger am Bericht angegeben. Zu den KNS zählen unter anderem Staphylococcus chromogenes, Staph. xylosus, Staph. equorum, Staph. warneri, Staph. simulans.

Staphylococcus aureus
Vor zehn bis 20 Jahren war der Staph. aureus einer der Hauptverursacher von Eutergesundheitsproblemen und er ist es immer noch. Das Problem ist, dass eine Neuansteckung vorwiegend über infizierte Milch aus erkrankten Eutern erfolgt. Das heißt, über verspritzte Milch, Restmilch in Melkzeugen, besaugende Kühe oder Stallfliegen können gesunde Kühe über infizierte Milch angesteckt werden. Bevor dies nachgewiesen und bekannt wurde, war es schwierig, gesunde Kühe zu schützen. Staph. aureus wurde sehr oft zum Verursacher eines Bestandesproblems.
Bis dato ungeklärt ist, ob das Vertränken von mit Staph. aureus infizierter Milch weibliche Kälber infizieren kann, die den Keim dann in sich tragen. Beim "Gelben Galt" wurde dieser Effekt bereits nachgewiesen. Es empfiehlt sich daher dringend, Milch von Kühen mit Staph. aureus oder Strep. agalactiae Infektionen nicht an weibliche Kälber zu vertränken, um deren Eutergesundheit zu schützen.
Streptococcus spec.
Streptokokken gehören zu den häufigsten Mastitiserregern und verursachen subklinische und klinische Mastitiden. Sie kommen vermehrt in der Umwelt vor. Einige Streptokokkenarten, wie zum Beispiel Strep. agalactiae, auch „Gelber Galt“, sind auch euterassoziiert. Das bedeutet, sie leben und vermehren sich am ehesten in infizierten Eutern und Neuinfektionen treten häufiger in der Melkzeit auf, aufgrund von Rückständen von infizierter Milch. Hier hilft eine strikte Melkhygiene und Zwischendesinfektion von Melkzeugen.
Streptococcus uberis
Dieser Keim ist ein sehr hartnäckiger Umweltkeim. Infektionen beginnen oft in der Trockenstehzeit oder zu Beginn der Laktation. Es werden sowohl subklinische als auch klinische Mastitiden ausgelöst und eine Behandlung ist oft schwierig, sodass es auch zu einem Bestandesproblem werden kann. Strep. uberis können sich zwar nicht "verkapseln" wie ein Staph. aureus, aber in eine andere Form von Ruhemodus gehen. Dadurch können Symptome abklingen, die Infektion besteht aber noch weiter. Tierärzte empfehlen oftmals eine antibiotische Behandlung zum Trockenstellen oder in der Laktation über fünf Tage hinweg.
Enterokokken
Diese Umweltkeime führen meist zu subklinischen Infektionen mit Zellzahlerhöhung und Milchrückgang. Antibiotische Behandlungen sind manchmal schwierig, da sehr viele Stämme auf Standardantibiotika nicht mehr reagieren. Oft sind diese Erreger Teil eines Bestandesproblems. Man wird ihnen am besten durch mehr Hygiene im Stall und bei der Melkarbeit Herr.
Trueperella pyogenes
Der Verursacher der Sommermastitis ist das Bakterium Trueperella pyogenes, dessen Name immer wieder geändert wurde. Trueperella pyogenes war bis vor kurzem bekannt unter dem Namen Arcanobacterium pyogenes. Davor war für denselben Erreger der Name Actinomyces pyogenes geläufig.
Trueperella pyogenes ist ein grampositives, eitererregendes, coryneformes Stäbchenbakterium. Es kommt in der Umwelt vor und besiedelt die gesunde Haut und Schleimhäute vieler Tierarten. Gleichzeitig handelt es sich aber um einen gefährlichen Mastitis-Erreger bei Wiederkäuern. Der Keim löst vor allem bei Trockenstehern und Kalbinnen akute bis chronische Euterentzündungen aus und wird häufig über Fliegen übertragen.
Hier ist das beste Mittel wahrscheinlich die Vorbeugung, vor allem bei Betrieben, die Kalbinnen oder Trockensteher auf der Weide halten. Ein effektiver Fliegenschutz und auch regelmäßige Kontrollen der Euter können helfen, Infektionen zu vermeiden oder schneller zu erkennen.
Hier ist das beste Mittel wahrscheinlich die Vorbeugung, vor allem bei Betrieben, die Kalbinnen oder Trockensteher auf der Weide halten. Ein effektiver Fliegenschutz und auch regelmäßige Kontrollen der Euter können helfen, Infektionen zu vermeiden oder schneller zu erkennen.
Gram negative Keime
Gram negative Keime, abgekürzt gr. neg. Keime, sind Umwelterreger. Sie vermehren sich und leben vorwiegend in der Umwelt der Tiere. Die meisten Infektionen finden zwischen den Melkzeiten statt. Eine gute Euter- und Stallhygiene, wie zum Beispiel saubere Liegeflächen und Laufgänge, sind ein gutes Mittel, um Infektionen einzudämmen.
E. Coli
E. Coli gehört zu den gram negativen Keimen. Bei diesem typischen Umwelterreger infizieren sich Kühe in der Regel zwischen den Melkzeiten, vor allem, wenn zum Beispiel der Strichkanal noch nicht ganz verschlossen ist.
Meistens handelt es sich um akute, also klinische Mastitiden, mit verändertem Gemelk, Rötung und Hitze. Da E. Coli vor allem im Rinderkot vorkommt, besteht ein größeres Risiko, wenn die Tiere sehr dünnflüssigen Kot haben, zum Beispiel am Beginn der Weidesaison.
Klebsiellen
Ebenso wie bei anderen gram negativen Keimen finden Infektionen eher zwischen den Melkzeiten statt und Hygiene kann ein Weg zur Lösung sein. Das besondere an Klebsiellen ist, dass sie vor allem auf Betrieben vorkommen, die Sägespäne als Einstreu verwenden. Auch die kuhindividuelle Abwehr ist ein wichtiger Faktor, ob sich eine Kuh infiziert, oder nicht.