Standortgerechte Verjüngung des Waldes
Im klassischen Altersklassenwald entwickeln sich die Bestände im Laufe ihrer Umtriebszeit bis zum Altholz. Die Art und Weise, wie die Endnutzung durchgeführt wird, bestimmt ganz wesentlich, wie die Begründung des folgenden Bestandes durchgeführt werden kann. Grundsätzlich ist die Naturverjüngung zu bevorzugen, da Kosten eingespart werden und die Pflanzen ein optimales Wurzelsystem ausbilden. Die Anzahl der Pflanzen ist größer und damit können die besten Individuen selektiert werden. Die Naturverjüngung wird
zudem wesentlich weniger verbissen. Um eine Naturverjüngung einleiten zu können, müssen Auflichtungen des Altholzes durchgeführt werden. Halbschatt- und Schattbaumarten werden dadurch begünstigt. Es gibt unterschiedlichste Schlagformen, die passend zu den örtlichen Gegebenheiten gewählt werden. Eine beliebte Form ist beispielsweise der Saumschlag. Ein schmaler Streifen des Bestandes an der Wind abgewandten Seite wird genutzt und der daneben liegende Bereich vorgelichtet. Hat sich Verjüngung eingestellt, wird der Vorgang am neuen Bestandesrand wiederholt und so der Wald im Laufe der Zeit vollständig verjüngt.
Fällt zu viel Licht auf den Boden, ist speziell in tiefen Lagen die Konkurrenzvegetation meist schneller und die Bestandesverjüngung muss mittels Anpflanzung erfolgen. Wenn das Altholz aus Baumarten besteht, die dem Standort nicht angepasst sind, sollten die fehlenden Mischbaumarten ebenfalls künstlich eingebracht werden. Der Landesforstdienst hat für ganz Tirol eine Karte mit den Waldtypen erstellt die im tiris unter "Waldstandorte" abrufbar ist. Anhand derer ist ablesbar welche Arten für den jeweiligen Standort potenziell geeignet wären. Ein Blick auf die Kartierung lohnt sich. In Lagen unter 1000 Meter Seehöhe sind die natürlichen Waldgesellschaften meist eine bunte Mischung vieler Baumarten. Im Hinblick auf die notwendige Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist die Begründung von Mischwäldern eine betriebswirtschaftlich dringend ratsame Maßnahme. Reich strukturierte Mischwälder können Dürre, Wind und Schädlingen wesentlich besser widerstehen als Monokulturen. Der drohende Verlust der Schutz- und Wohlfahrtsfunktion des Waldes gibt der Herausforderung klimafitte Wälder zu bergründen eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung.
Für die praktische Durchführung der Aufforstung muss zunächst geklärt werden welche Baumarten gepflanzt werden und zu welchen Anteilen. Über die Größe der Schlagfläche und den gewählten Pflanzverband kann dann die notwendige Anzahl von Forstpflanzen errechnet werden. Grundsätzlich sollte bei der Begründung von Mischwäldern darauf geachtet werden, mindestens die Fläche, die dem Standraum eines hiebsreifen Baumes entspricht, mit nur einer Baumart zu bestocken. Solche Reinbestandszellen können nach Belieben in der Größe variiert werden. Je unterschiedlicher die Ansprüche der gemischten Baumarten ausfallen, desto größer sollten die Reinbestandszellen ausfallen. Damit werden die Konkurrenzprobleme auf die Kontaktzonen der Gruppenränder beschränkt. In den Gruppen kommt es zu positiven Effekten auf Schaft- und Kronenform. Bei Laubholzgruppen ist die Voraussetzung dafür ein enger Pflanzverband. Die gängigen Abstände bei Laubholz reichen von ein auf ein Meter bis 2,5 auf 1,5 Meter. Wenn enge Abstände gewählt werden, ist es sinnvoll einen Horst zu Pflanzen in der Form, dass zum Beispiel drei auf drei Pflanzen gesetzt werden. Die Horste werden im Abstand hiebsreifer Bäume platziert, das sind exemplarisch im Fall des Bergahorn sieben bis zehn Meter zwischen den Gruppen. Die Räume zwischen den Horsten können sofern sie aufkommt der Naturverjüngung überlassen werden. Im Zuge von Pflegeeingriffen wird anschließend sichergestellt, dass diese die gewünschte Hauptbaumart nicht verdrängt.