Mehr Fairness und Wertschätzung
Seit dem Jahr 2000 wird am
1. Juni der Weltbäuerinnen- und -bauerntag gefeiert. Zum einen als Wertschätzung gegenüber der wertvollen Arbeit der Landwirt:innen, zum anderen als Erinnerung daran, dass es die Bäuerinnen und Bauern sind, die weltweit für die Erzeugung von Lebensmitteln und dadurch für die Versorgungssicherheit sorgen. Ebenfalls am 1. Juni wird jährlich der Weltmilchtag begangen. Ein guter Anlass, die aktuelle Situation rund um Milchwirtschaft und Lebensmittel in der Produktion aber auch im Konsum näher zu betrachten. Die Milchproduktion hat in Österreich lange Tradition. Sie trägt zur Versorgungssicherheit der heimischen Bevölkerung bei, sie erhält die Wiesen, Weiden und Almen und ist darüber hinaus für knapp 100.000 Menschen eine wesentliche Einkommensquelle. Besonders in Tirol ist die grünlandbasierte Landwirtschaft aufgrund der Topographie unerlässlich. Nur über die Viehhaltung können diese Flächen zur Lebensmittelproduktion genutzt werden. Landesweit macht die Milchwirtschaft ca. 35 bis 40 Prozent des landwirtschaftlichen Produktionswertes aus. Knapp 4.200 Betriebe produzieren hierzulande Milch, bis zu 350.000 Tonnen Milch werden jährlich geliefert. Etwa 22 Prozent davon sind Bio-Milch. In Tirol werden rund 44.300 Milchkühe, 2.380 Milchschafe und 6.100 Milchziegen gehalten.
Anteile teils unter einem Prozent
Während die Milchpreise seit Jahresbeginn sinken, bleiben die Kostensteigerungen nach wie vor massiv hoch. Im April folgte der heimische Erzeugermilchpreis dem globalen rückläufigen Trend. Die österreichischen Milchlieferant:innen erhielten im April von den Molkereien und Sennereien im Schnitt 54,5 Cent pro Kilogramm GVO-freier Rohmilch. Gegenüber dem Vormonat bedeutet das ein Minus von 1,14 Cent pro Kilogramm. Auch die Zuschläge für Bio- und Heumilch sind rückläufig. Doch auch die Konsument:innen sehen sich aufgrund der Inflation immer weiter im Bedrängnis, weshalb der Griff im Regal verstärkt zu Eigenmarken und Diskontware geht.
„Die Diskussion geht derzeit komplett in die falsche Richtung. Wir sollten über den Wert unserer Lebensmittel reden, nicht nur über den Preis. Von unseren heimischen Betrieben werden Produkte in bester Qualität nach strengen Standards hergestellt. Wenn wir das weiterhin so haben wollen, müssen wir auch bereit sein, dafür ein paar Cent mehr auszugeben. Regionalität zum Weltmarktpreis wird nicht funktionieren“, stellt LK-Präsident Josef Hechenberger klar. Der Anteil der Landwirtschaft an den Endverbraucherpreisen ist oft verschwindet gering, wie eine Auswertung der Statistik Austria zeigt: Bei einem Schweinsschnitzel im Restaurant mit einem durchschnittlichen Verbraucherpreis von 14,36 Euro beträgt der Anteil der Bäuerinnen und Bauern lediglich 40 Cent bzw. drei Prozent. Bei einem Verbraucherpreis von 1,60 Euro für einen Liter Milch erhalten die Landwirt:innen 56 Cent bzw. 35 Prozent. Bei Bier und Pommes Frites liegt der Anteil sogar unter einem Prozent. „Hier stellt sich die Frage, wo die Gewinne hängen bleiben. Die Bäuerinnen und Bauern stehen aufgrund der hohen Kosten nach wie vor stark unter Druck. Es braucht dringend mehr Fairness in der Wertschöpfungskette, sowohl zur Sicherung der bäuerlichen Familien als auch auch zur Garantie der Versorgungssicherheit mit heimischen Produkten“, fordert Hechenberger einen kostengerechten Anteil für die Land-
wirtschaft.
Haushaltsausgaben für Milch und Milchprodukte pro Monat
Transparenz bei Herkunft
Die RollAMA-Daten für das Jahr 2022 zeigen, dass die Eigenmarken mit 63 Prozent beinahe zwei Drittel des Sortiments einnehmen. Bei Käseprodukten lag dieser Anteil bei 58 Prozent. „Es ist wichtig zu hinterfragen, wie die günstigeren Preise der Eigenmarken-Produkte zu Stande kommen, wer die Kosten trägt und wer davon profitiert. Transparenz muss das Gebot der Stunde sein, weshalb wir uns weiterhin vehement für eine gesetzliche Herkunftskennzeichnung“, betont der Kammerpräsident und ergänzt: „Die Umsetzung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung ist bereits mit September 2023 verpflichtend vorgesehen. Das ist ein erfolgreicher erster Schritt. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben ein Recht darauf zu wissen, woher die Lebensmittel kommen.“
Untermauert wird diese Forderung auch durch die Ergebnisse einer Untersuchung von Butter- und Käseprodukten von Eigenmarken durch den Verein „Wirtschaften am Land“ gemeinsam mit Jungbäuerinnen und -bauern aus Tirol, Kärnten und Oberösterreich. Insgesamt wurden 963 Produkte näher unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: 40 Prozent der Produkte werden nicht nachweislich mit österreichischer Milch hergestellt. Bei 27 Prozent ist gar nicht ersichtlich, woher der Rohstoff Milch stammt. Nach wie vor gibt es verschiedene Methoden der Kennzeichnung, was bei Konsument:innen häufig zu Verwirrungen führt. „Umso wichtiger ist das AMA-Gütesiegel, das Qualität sogar über den gesetzlichen Standards garantiert und den Konsumentinnen und Konsumenten eine klare Orientierung bietet“, ist Hechenberger überzeugt.
Rund 70 Prozent der im Inland verbleibenden Milch wird zu AMA-Gütesiegel-Milchprodukten verarbeitet, bei weiteren 20 Prozent handelt es sich um Biomilchprodukte, die größtenteils das AMA-Biosiegel tragen. Der Rest wird für Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung und andere Verarbeitungsprodukte wie etwa feine Backware verwendet.
Untermauert wird diese Forderung auch durch die Ergebnisse einer Untersuchung von Butter- und Käseprodukten von Eigenmarken durch den Verein „Wirtschaften am Land“ gemeinsam mit Jungbäuerinnen und -bauern aus Tirol, Kärnten und Oberösterreich. Insgesamt wurden 963 Produkte näher unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: 40 Prozent der Produkte werden nicht nachweislich mit österreichischer Milch hergestellt. Bei 27 Prozent ist gar nicht ersichtlich, woher der Rohstoff Milch stammt. Nach wie vor gibt es verschiedene Methoden der Kennzeichnung, was bei Konsument:innen häufig zu Verwirrungen führt. „Umso wichtiger ist das AMA-Gütesiegel, das Qualität sogar über den gesetzlichen Standards garantiert und den Konsumentinnen und Konsumenten eine klare Orientierung bietet“, ist Hechenberger überzeugt.
Rund 70 Prozent der im Inland verbleibenden Milch wird zu AMA-Gütesiegel-Milchprodukten verarbeitet, bei weiteren 20 Prozent handelt es sich um Biomilchprodukte, die größtenteils das AMA-Biosiegel tragen. Der Rest wird für Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung und andere Verarbeitungsprodukte wie etwa feine Backware verwendet.
Weltmilchtag
Der Weltmilchtag findet jährlich am 1. Juni statt. Er wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF) ins Leben gerufen und in über 30 Ländern veranstaltet. Der Internationale Tag der Milch findet heuer zum 66. Mal statt.