Junge Familien mit Direktvermarktung erfolgreich
Der erste Weg führte auf den Oberfasserhof der Familie Kammerlander in Westendorf. Nach der Betriebsübernahme vor zehn Jahren stellten Renate und Johannes Kammerlander auf die Milchschafhaltung um und spezialisierten sich auf die Produktveredelung zu Käse und Joghurt. Der gelernte Käsemeister Johannes und Renate fanden bald einige Abnehmer. Mit den Abnehmern steigerten sie auch ihren Schafbestand und halten heute circa 60 Schafe der Rasse Lacaune sowie das Ostfriesische Milchschaf. „Natürlich waren die ersten Investitionen auch mit einigem Risiko verbunden. Beginnend beim Traktor mussten wir alle Maschinen kaufen. Auch ob unsere Schafmilchprodukte Anklang finden, wussten wir damals noch nicht“, denkt Renate Kammerlander zurück. Heute ist die Familie froh über diese Entscheidung. „Ursprünglich ist diese Landwirtschaft mit dem elterlichen Betrieb meiner Frau mitbewirtschaftet worden. Als wir uns dazu entschiedenen haben, daraus wieder einen eigenen Betrieb zu machen, war für mich von Anfang an klar, dass wir davon auch im Vollerwerb Leben können müssen. Wir bewirtschaften nur recht wenig Fläche in steiler Lage. Da haben sich nur Schafe oder Ziegen angeboten. Die Schafe sind feine, genügsame Tiere und sie liefern hochwertige Milch. Unser Betriebskonzept ist gut aufgegangen, auch weil immer mehr Leute aus gesundheitlichen Gründen gerne auf die Schafmilch zurückgreifen“, erklärt Johann Kammerlander. Vor sechs Jahren wurde der Oberfasserhof umgebaut und eine großzügige Sennerei integriert. Außerdem wurde eine Ferienwohnung für die bäuerliche Vermietung geschaffen. „Wir entwickeln uns gerne weiter. Seit August dieses Jahres haben wir auch die Sennerei in Westendorf übernommen. Der Senner dort ist in Pension gegangen und uns war es ein Anliegen, das Geschäft im Dorf zu erhalten. Dafür verarbeiten wir jetzt auch die Kuhmilch der umliegenden Höfe in unserer Sennerei“, stellt Renate die jüngsten großen Neuerungen am Betrieb vor.
Erfolgsrezept Zusammenhalt
Ebenfalls der Milchverarbeitung verschrieben hat sich die Familie Jöchl in Oberndorf. Carmen und Georg übernahmen den Betrieb des Großonkels und begannen 2016, ein neues Wohnhaus sowie einen großzügigen Freilaufstall für insgesamt 50 Stück Vieh zu bauen. „Ich bin ja auch schon auf einem Bauernhof groß geworden und war mir über die Vor- und Nachteile dieses Berufs bewusst. Es erfüllte mich aber dennoch mit Freude, als ich erfuhr, dass ich den Hof meines Großonkels Sepp übernehmen darf und soll. Schon als Kinder verbrachten meine Geschwister und ich sehr gerne unsere Wochenenden hier heroben am Adlerhof bei unserer Oma und Sepp“, schildert Georg Jöchl. Aktuell sind 18 Milchkühe am Hof beziehungsweise auf den Weideflächen rund um den Stall. Die Kalbinnen verbringen den Sommer auf der Alm. Das junge Ehepaar verarbeitet einen großen Teil der Biomilch direkt am Hof weiter. Der Rest geht an die Tirol Milch. Auch bei der Direktvermarktung setzen die Jöchls auf verschiedene Standbeine. Seit 2020 haben sie die Produktion der Schulmilch vom elterlichen Betrieb übernommen. Außerdem bietet die Familie ihre vielseitige Produktpalette im eigenen sowie in einigen umliegenden Hofläden an. Von Rohmilch über verschiedene Käsesorten, Joghurt, Fruchtmolke, Butter und verschiedene Aufstriche ist quasi alles mit dabei. Natürlich ist es mit viel Arbeit verbunden, einen solchen Betrieb zu führen: „Dafür sind wir aber auch immer als Familie zusammen. Wir haben drei kleine Kinder und die wachsen in das Ganze gleich hinein, sie müssen ja bis zu einem gewissen Grad auch mitlaufen. Auch wenn wir oft nicht wirklich ein Wochenende haben, haben wir so aber doch auch viel Familienzeit“, führt Carmen Jöchl die Vorteile vom Arbeitsplatz am Hof aus. „Wenn es darauf ankommt, haben wir auch viele fleißige Hände zur Seite, die uns unterstützen. Ich wünsche mir, dass auch in der nächsten Generation ein so starker Familienzusammenhalt vorhanden ist – denn einen Bauernhof zu bewirtschaften, ist nur bewältigbar, wenn man als Familie zusammensteht“, unterstreicht Georg Jöchl.