11.10.2019 |
von DI Franz Tiefenthaller
Ist Mais gleich Mais?
Noch immer sind viele Betriebsleiter der Ansicht, dass zwischen Maissilagen kaum qualitative Unterschiede bestehen. Dem ist aber nicht so, wie Auswertungen der Arbeitskreisbetriebe Stiermast zeigen. Die Auswertung von 307 Silagen der Erntejahre 2009 bis 2018 zeigt die erstaunliche Bandbreite der Qualitäten deutlich auf. Der Energiegehalt je Kilogramm Trockenmasse (TM) lag bei der besten Silage bei 11,65 MJ umsetzbare Energie (ME), jener der schlechtesten bei 10,40 MJ.
Der Unterschied liegt also bei 1,25 MJ ME je kg TM. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein.
Der Unterschied liegt also bei 1,25 MJ ME je kg TM. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein.
Ration ist gänzlich anders
Versucht man mit diesen beiden extrem unterschiedlichen Maissilagen eine Rindermastration für Maststiere mit 400 kg Lebendgewicht und eine Tageszunahme von 1.350 Gramm zu erstellen, zeigt sich folgendes Bild.
Tabelle 1: Rindermastration mit unterschiedlichen Maissilagen
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Von der energieschwachen, sicherlich noch unreifen und feuchten Maissilage müsste in Ration 1 viel mehr gefüttert und gefressen werden, als von der extrem stärke- und energiereichen, trockeneren Silage in Ration 2. Die energieschwache Silage enthält viel mehr Rohfaser, daher ist keine Strohergänzung notwendig, aber der Energiegehalt für die gewünschten Tageszunahmen kann nur mit hohen Kraftfuttermengen erreicht werden.
Bei Ration 2 wird eine extrem stärkereiche Silage gefüttert. Die Ration muss mit erheblichen Strohmengen ausgeglichen werden, damit die Stiere noch ausreichend Struktur zur Erhaltung der Wiederkauaktivität erhalten. Trotz des niedrigen Kraftfuttereinsatzes enthält diese Ration zu viel Stärke und sollte so nicht vorgelegt werden. Beide Rationen bilden die Extreme der letzten zehn Jahre ab.
Es wird der Einfachheit halber auch nicht mit Grassilage gerechnet. In der Praxis liegen die Rationen und Varianten aber zwischen diesen beiden Extremen, zusätzlich beeinflusst durch die Vielfalt an Grassilagen.
Bei Ration 2 wird eine extrem stärkereiche Silage gefüttert. Die Ration muss mit erheblichen Strohmengen ausgeglichen werden, damit die Stiere noch ausreichend Struktur zur Erhaltung der Wiederkauaktivität erhalten. Trotz des niedrigen Kraftfuttereinsatzes enthält diese Ration zu viel Stärke und sollte so nicht vorgelegt werden. Beide Rationen bilden die Extreme der letzten zehn Jahre ab.
Es wird der Einfachheit halber auch nicht mit Grassilage gerechnet. In der Praxis liegen die Rationen und Varianten aber zwischen diesen beiden Extremen, zusätzlich beeinflusst durch die Vielfalt an Grassilagen.
Maissilagen im Detail
Die Auswertung der letzten zehn Jahre zeigt eine große Vielfalt an Qualitäten. Die Einflüsse der Witterung in den einzelnen Jahren, die Sorten, die Standorte, die unterschiedliche Bewirtschaftung (Saattermin, Pflanzenschutz, Düngung, Erntetermin) münden in einer großen Bandbreite. Graphik 1 zeigt die Mittelwerte an Rohfaser der letzten Jahre der Arbeitskreissilagen. Mit durchschnittlich etwas über 30 Silagen pro Jahr ist die Anzahl zwar nicht sehr hoch, doch die kontinuierliche Auswertung zeigt einen guten Jahresverlauf.
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Die Säulen zeigen jeweils den Mittelwert eines Jahres. Natürlich bestehen weitere Abweichungen bei den einzelnen Silagen innerhalb des gleichen Jahres.
Graphik 2 zeigt die einzelnen Gehalte der 307 Maissilagen. Zusätzlich kann man auch die Trockenmassegehalte der Silagen ablesen. Die feuchtesten liegen bei 270 g Trockenmasse je kg Frischmasse, die trockensten bei unglaublichen 670 g. Im Schnitt wiesen sie 373 g Trockenmasse/kg auf, was eher im oberen Empfehlungsbereich von 320 bis 380 g liegt.
Die Gefahren zu trockner Silagen sind jedem Mäster bekannt, es sollte daher wieder etwas früher siliert werden.
Die Gefahren zu trockner Silagen sind jedem Mäster bekannt, es sollte daher wieder etwas früher siliert werden.
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Graphik 3 zeigt die Rohfasergehalte im Jahresverlauf. Diese Graphik "spiegelt“ die Säulen der Energiegehalte. Liegen hohe Fasergehalte vor, errechnen sich aus diesen Silagen niedrige Energiegehalte.
Daher ist z.B. im Jahr 2015 der durchschnittliche Energiegehalt sehr niedrig, weil der Rohfasergehalt, der den Energiegehalt am stärksten beeinflusst, sehr hoch war.
Daher ist z.B. im Jahr 2015 der durchschnittliche Energiegehalt sehr niedrig, weil der Rohfasergehalt, der den Energiegehalt am stärksten beeinflusst, sehr hoch war.
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Graphik 4 zeigt die einzelnen Rohfasergehalte der Maissilagen. Im Mittel lagen sie bei 186 g/kg TM in einem guten Bereich. Empfohlen werden Gehalte zwischen 170 und 200 g/kg TM. Die Auswertung zeigt den niedrigsten Wert mit 134 g, den höchsten mit 240 g.
Diese extremen Silagen dürften nicht ohne weiteres in der Fütterung eingesetzt werden, ein richtiger Ausgleich ist unbedingt erforderlich.
Diese extremen Silagen dürften nicht ohne weiteres in der Fütterung eingesetzt werden, ein richtiger Ausgleich ist unbedingt erforderlich.
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Graphik 5 gibt einen Überblick über die Faserbewertung durch die modernere NDF (neutrale Detergenzienfaser). Dieser Parameter bildet besser als die etwas in die Jahre gekommene Rohfaser den Gehalt an Gerüstsubstanzen ab, die in einem Futtermittel bei entsprechender Länge physikalisch wirksam sind und die Pansenwand auch mechanisch reizen können.
Der Durchschnittswert lag in den letzten zehn Jahren 173 Analysen bei 373 g/kg TM. Optimal wären Gehalte zwischen 390 und 435 g. Dies zeigt, dass die Maissilagen hoch verdaulich sind und durchwegs im unteren Bereich der NDF liegen. Die Werte lagen zwischen 283 und 476 g.
Auch hier würde durch ein etwas früheres Silieren dieser Wert eher steigen.
Der Durchschnittswert lag in den letzten zehn Jahren 173 Analysen bei 373 g/kg TM. Optimal wären Gehalte zwischen 390 und 435 g. Dies zeigt, dass die Maissilagen hoch verdaulich sind und durchwegs im unteren Bereich der NDF liegen. Die Werte lagen zwischen 283 und 476 g.
Auch hier würde durch ein etwas früheres Silieren dieser Wert eher steigen.
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Graphik 6 gibt einen Überblick über die Gehalte an Stärke in den Maissilagen. Diese Analytik wurde erst 2012 durch die Einführung der NIRS (Nahinfrarotspektroskopie) auf alle Maissilagen ausgeweitet.
Gute Maissilagen enthalten über 320 g Stärke je kg TM. Diese Gehalte wurden in den letzten Jahren durchwegs übertroffen. Lediglich 2015 lag man im Mittel etwas knapper über dem erwünschten Wert.
Gute Maissilagen enthalten über 320 g Stärke je kg TM. Diese Gehalte wurden in den letzten Jahren durchwegs übertroffen. Lediglich 2015 lag man im Mittel etwas knapper über dem erwünschten Wert.
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Graphik 7 zeigt die einzelnen Werte. Im Mittel von 197 Analysen konnten 359 g Stärke festgestellt werden. Das ist doch ein sehr hoher Wert, die Bandbreite reicht von 238 bis 447 g/kg TM.
Gerade der Stärkegehalt ist ein wichtiger Parameter für die richtige Zusammensetzung von Rindermastrationen. Obergrenzen von 28% pansenabbaubaren Kohlenhydraten (pansenverfügbare Stärke und Zucker) bzw. 35% Gesamtsumme an Stärke und Zucker sollten nicht überschritten werden. Bei diesen stärkehaltigen Maissilagen und der Zufütterung von Getreideschrot werden diese Grenzen eventuell überschritten. Es drohen Pansenazidosen mit den bekannten Folgen: Unruhe im Stall, Probleme mit den Gelenken, dadurch zu langes Liegen und nur zögerliches Aufstehen bei der Futtervorlage.
Gerade der Stärkegehalt ist ein wichtiger Parameter für die richtige Zusammensetzung von Rindermastrationen. Obergrenzen von 28% pansenabbaubaren Kohlenhydraten (pansenverfügbare Stärke und Zucker) bzw. 35% Gesamtsumme an Stärke und Zucker sollten nicht überschritten werden. Bei diesen stärkehaltigen Maissilagen und der Zufütterung von Getreideschrot werden diese Grenzen eventuell überschritten. Es drohen Pansenazidosen mit den bekannten Folgen: Unruhe im Stall, Probleme mit den Gelenken, dadurch zu langes Liegen und nur zögerliches Aufstehen bei der Futtervorlage.
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Fazit: Maissilage untersuchen lassen
- Bei Maissilage als Hauptfuttermittel in der Rindermast (aber auch Grassilagen, sofern sie über 20% des Grundfutters ausmachen), müssen unbedingt die Inhaltsstoffwerte bekannt sein.
- Erst durch diese Kenntnis der Nährstoffgehalte (am besten auch der Mineralstoffe) kann eine bedarfsgerechte Ergänzung mit Energie- und Eiweißkraftfutter in den einzelnen Mastphasen vorgenommen werden.
- Die Fütterung von pauschalen Kraftfuttermengen "so wie jedes Jahr“ ist unprofessionell, unwirtschaftlich und belastet im schlimmsten Fall den Stoffwechsel der Mastrinder
- Mineralfutter muss ebenfalls gezielt verabreicht werden.
Eine Futtermittelanalyse und Rationsberechnung macht daher unbedingt auch in der Rindermast Sinn.
Die Kosten dafür sind minimal und werden durch den Informationsgewinn, durch gesündere Tiere und eine wirtschaftlichere Mast mehr als aufgewogen.
Futterproben werden in Oberösterreich durch geschulte Mitarbeiter des LfL gezogen.
Firmenunabhängige Rationsberechnungen werden von den LK-Fütterungsberatern angeboten
(Kontakt: Tel: 050 6902 1650 oder E-Mail: rinderproduktion@lk-ooe.at ).
Die Kosten dafür sind minimal und werden durch den Informationsgewinn, durch gesündere Tiere und eine wirtschaftlichere Mast mehr als aufgewogen.
Futterproben werden in Oberösterreich durch geschulte Mitarbeiter des LfL gezogen.
Firmenunabhängige Rationsberechnungen werden von den LK-Fütterungsberatern angeboten
(Kontakt: Tel: 050 6902 1650 oder E-Mail: rinderproduktion@lk-ooe.at ).
DI Franz Tiefenthaller
Tel. 050 6902 - 1351
E-Mail: franz.tiefenthaller@lk-ooe.at