01.07.2019 |
von Dipl.-Ing. Thomas Leitner
Fichte mit dem "Plus" gesucht
Die Fichte ist in Österreich
auf einer Fläche von ca.
1,3 Mio. ha Teil der potenziell
natürlichen Waldgesellschaft.
Daher wird sie auch
in Zukunft eine Rolle spielen.
Die Klimaerwärmung
wird jedoch auch vor diesen
Standorten nicht haltmachen,
sodass auch dort das
Auftreten von Trockenstress
und Borkenkäferkalamität
wahrscheinlicher wird. Die
durch den Klimawandel bedingten
Trockenperioden
der vergangenen Jahre haben
die Fichte in Österreich massiv
unter Druck gesetzt. Besonders
im Wald- und Mühlviertel
ist das Ende der Käferproblematik
noch immer
nicht absehbar. Auffällig jedoch
ist, dass sich inmitten
der Käferflächen immer
wieder einzelne Fichten befinden,
die vital, grün und
nicht vom Borkenkäfer befallen
sind - wie von einem
anderen Stern.
"Gallische Dörfer" unter den Fichten
Es ist verwunderlich,
dass manche Fichten trotz
gleichartiger Klimabedingungen
sowie Bodenverhältnisse
vital und für den Borkenkäfer
uninteressant sind,
die restlichen jedoch absterben.
Sieht man genauer hin,
ist mit freiem Auge ebenfalls
kein Unterschied zu sehen.
Daher muss man tiefer
in die Zellstruktur, bis hinein
zur Erbsubstanz (DNS).
Die Waldgenetik sieht solche
Fichten als "gallische
Dörfer": Diese Bäume sind
durch ihre genetischen Eigenschaften
in der Lage, besser
mit Trockenperioden umzugehen,
und haben dadurch
mehr Kraft, sich gegen den
Käfer zur Wehr zu setzen.
Ähnlich dem Projekt "Esche
in Not" möchte man auch
hier für die Zukunft vorsorgen
und resistente Bäume
beernten. Diese Bäume
bzw. ihre Gene könnten für
die Anpassung zukünftiger
Fichten im Klimawandel
eine zentrale Rolle spielen.
Sie haben bereits einen
natürlichen Ausleseprozess
hinsichtlich Klimaanpassung
hinter sich. Das Projekt
"Fichteplus" verfolgt
daher das Ziel, diese wertvollen
Gene "einzufangen"
und für die Zukunft zu nutzen.
Die vitalen Fichten innerhalb
großer Kalamitätsflächen
werden aufgesucht und
ihre Gene für die Zukunft
gesichert. Bei der Auswahl
werden auch forstlich wünschenswerte
Eigenschaften
wie Qualität und Wuchskraft
mit in Betracht gezogen.
Wie können Waldbesitzer helfen?
Rund 100 solcher Fichtenplus
konnte das Institut für Waldgenetik
des BFW bereits auf
Kalamitätsflächen identifizieren
und erfolgreich sichern.
Um noch mehr Fichtenplus
zu sichern, werden Waldbesitzer
aufgerufen, mit offenen
Augen durch ihren Wald zu
gehen. Auswahlkriterien für
Fichtenplus sind vitale Bäume
auf möglichst einheitlichem
Standort, ohne vorherrschende
Schäden, die inmitten
mittlerer bis großer Käfernester
überlebt haben, keinerlei
Stresssymptome aufweisen
und möglichst zentral im
Käfernest stehen (siehe Abbildung).
Wo gibt es Fichtenplus?
Es ist enorm wichtig, dass
rechtzeitig - bevor der Baum
umgeschnitten wird - mit
dem BFW Kontakt aufgenommen
wird. Alle wichtigen Informationen
zur Meldung und
zum Projekt sind auf www.fichteplus.at bereitgestellt. Je
früher und je mehr potenzielle
Fichtenplus gemeldet werden,
desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,
dass wichtige
Erbinformationen archiviert
und zukünftig genutzt werden
können.
Ein Standard-Meldeformular
zum Ausfüllen und Rücksenden
an fichteplus@bfw.gv.at
steht unter www.fichteplus.atzur Verfügung.
FICHTEPLUS AUSWAHLKRITERIEN
- Vitale Fichten, die inmitten mittlerer bis großer Käfernester überlebt haben und keinerlei Stresssymptome aufweisen.
- Bäume sollten aus der Oberschicht sein.
- Bäume sollten möglichst zentral im Käfernest stehen (keine Randbäume).
- Standort sollte möglichst homogen sein (keine Mulden oder Gräben).
- Bäume sollten keine vorhergehenden Schäden erlitten haben (Wipfelbruch etc.).