Eier: Preis-Kosten-Schere geht weiter auf
Die Forderung der Eierproduzenten vom August nach einer dringend benötigten Preisanhebung der Verbraucherpreise im Lebensmitteleinzelhandel um mindestens zwei Cent je Ei wurde großteils abgeschmettert. Mit teils gemachten Zugeständnissen können laut betriebswirtschaftlicher Analysen unserer Eierexperten gerade einmal die Tiere durchgefüttert werden, vorausgesetzt, diese Zugeständnisse kommen auch bei den bäuerlichen Erzeugern an. Lohnanteile oder Sozialversicherungszahlungen wie auch Kreditzahlungen hängen so in der Luft, immer mehr Betriebe sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Futtermittelpreissteigerungen sind – so scheint es zumindest auf Sicht – gekommen, um zu bleiben. So kennen die internationalen Erzeugerpreise seit der letzten Ernte nur die Richtung nach oben. Das treibt die Kosten-Einnahmen-Schere weiter auseinander.
Kostenschere klafft
Die Fütterungskosten in der Legehennenhaltung sind zwischen 2010 und 2021 um 39,1 Prozent gestiegen, während sich die Erzeugerpreise in diesem Zeitraum kaum bewegt haben. Vor allem mit teurerer gentechnikfreier Sojafütterung sind die Geflügelbauern in diesem Zeitraum deutlich in Vorlage getreten.
GVO-freier Soja
Dass die Hauptkomponenten für Legehennenfutter – Mais und Soja – gegenüber dem vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind, hat primär internationale Ursachen. Da gerade Österreich eine Vorreiterrolle im Einsatz von Gentechnikfrei-Produkten (GVO-frei) einnimmt, ist die Situation hierzulande sehr speziell. Österreich konnte seine Sojabohnenfläche zwar auf 75.568 Hektar ausweiten und hilft so dem Markt zu etwas mehr Gleichgewicht. In der Steiermark wurden heuer rund 6.200 Hektar Sojabohnen angebaut. Um die Lücken in der regionalen Eiweißfuttermittelversorgung zu schließen, ist das jedoch noch deutlich zu wenig.
Gentechnikfreies Soja: teures Verkaufsargument
Zu gentechnikfreier Fütterung gibt es langfristig keine Alternativen, es ist eines der wesentlichen Argumente, mit dem man sich zu internationaler Konkurrenz abheben kann. Allerdings haben sich die Preisrelationen zuletzt drastisch verschoben. Lag der Preisabstand von Sojaschrot mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) zu GVO-freiem Sojaschrot zur Jahresmitte 2020 noch bei rund 20 Prozent, so kommt man 2021 auf über 50 Prozent. Die generelle Preisentwicklung im Jahresvergleich liegt bei GVO-Soja mit 25 Prozent und bei GVO-freiem-Soja mit knapp 60 Prozent zusätzlich im Plus. Österreich baute zwar mehr Sojabohne an, für Preisentlastung oder Eigenversorgung ist das aber noch deutlich zu wenig.
Eipreise wie 2010
In den letzten zehneinhalb Jahren sind die Verbraucherpreise für Eier laut AMA-Haushaltseinkaufspanel RollAMA praktisch gleich geblieben, der Indexwert lag 2010 bei 100 und liegt auch 2021 dort (Grafik). Die Verbraucherpreise der gesamten RollAMA-Lebensmittelgruppe stiegen vergleichsweise derweil um 31 Prozent auf einen Indexwert von 131. Zudem haben die Eiverbraucherpreise in diesem Zeitraum zusätzlich 21,7 Prozent an Inflation erfahren, also an realem Wert verloren.
Eier kauft man sowieso
Dabei wären Eier als Grund-Lebensmittel von Natur aus sehr preisunelastisch. Das bedeutet, dass Konsumenten tendenziell nicht unbedingt weniger Eier einkaufen, auch wenn die Preise nach oben gehen.
Daher werden Umsatz und auch Wertschöpfung vernichtet, wenn man Eier unter ihrem Wert verkauft, da Eier stets gebraucht werden. Das schadet dem Einzelhandel, besonders jedoch allen bäuerlichen Erzeugerbetrieben.
Ausländische Eier
Wesentlich ist ferner, dass es keine Tabubrüche mehr gibt, indem Eier gelistet werden, die nicht unseren hohen, nationalen Standards entsprechen. Das haben Teile des Lebensmitteleinzelhandel Anfang Juli deutlich vor Augen geführt. Dies zu Preisen, zu welchen die vergleichsweise kleinen österreichischen Betriebe nicht mehr produzieren können.
Eiermarkt
Der Eiermarkt selbst ist bei Boden- und Freilandhaltung ausreichend mit Ware versorgt. Bioware kämpft saisonbedingt mit einem Überangebot, da die Backsaison noch nicht begonnen hat und derzeit noch von Herbsturlauben der Konsumenten überlagert wird. Dadurch werden höherpreisigere Biokäufe der Haushalte hintangestellt.