Die Almtiere kommen wieder zurück zum Heimbetrieb
Auch heuer wurden in Tirol wieder rund 2.000 Almen bestoßen. Ca. 180.000 Tiere verbrachten ihren Sommer in luftigen Höhen und bekamen gesundes Futter. Begonnen hat der Almsommer heuer spät. Ein kalter Mai mit jeder Menge Schnee verursachte vielerorts einen verspäteten Auftrieb. Das Gras wuchs anfangs spärlich und zu spät. Dafür gab es auf vielen Almen jede Menge Arbeit. So waren aufgrund des großen Schneedrucks außerordentlich viele Schäden im Wald und an Zäunen zu beklagen. Es gab viele Lawinenschäden an Flächen und Gebäuden. Der Arbeitsaufwand in der Vorbereitung war entsprechend hoch.
Auf den kalten Mai folgten zwei trockene Monate. Im Juni und Juli war der Bewuchs noch nicht optimal und das Futter auf der Alm spürbar nicht in dem Zustand, den sich viele gewünscht hätten. Erst im August war die Witterung ideal: warme Temperaturen und ausreichend Regen sorgten für beste Bedingungen. Auch der September begann noch gut. Der Bewuchs passte und das Futter reichte bis zum Abtrieb. Im Oberland vom Kühthai bis zum Arlberg fand der Almsommer jedoch mit dem frühen Schnee wieder ein jähes Ende. Unterm Strich liegt also witterungsbedingt 2019 ein durchschnittlicher Almsommer hinter uns.
Nach dem „Kuh-Urteil“
Eine besondere Herausforderung war der heurige Auftrieb nach dem umstrittenen „Kuh-Urteil“. Es galt, die nicht zuletzt auch von der Landwirtschaftskammer geforderte Almsicherheit umzusetzen. Besonders auf stark frequentierten Almen war das nicht immer leicht. Trotzdem ist dies bis auf einzelne Zwischenfälle sehr gut gelungen. Inzwischen sind schon einige Schritte in die richtige Richtung erfolgt: eine Teilschuld der verunglückten Urlauberin wurde gerichtlich bestätigt und eine Änderung im Gesetz ist erfolgt.
Problemfall Milchalmen
Zunehmend eine echte Aufgabe stellen besonders Milchalmen dar. Da ist zum einen das Trinkwasser – dieses wird zusehends weniger. Die Wasserspeicher füllen sich wegen des geringen Niederschlags nicht mehr ausreichend auf. Almbauern suchen neue Quellen oder verbessern die vorhandenen und legen neue Leitungen, damit sie ausreichend Wasser für die Kühe und die Alm haben. Besonders bei Milchalmen führt dies zu Problemen, stellt Almwirtschaftsobmann Josef Lanzinger fest. Er beklagt einen spürbaren Rückgang bei kleinen Milchalmen bis 20 Kühen: „Gerade hier sind die Kosten höher als die Erträge und Leistungsabgeltungen“. Der durchschnittliche Weg zum Heimbetrieb beträgt in Tirol 18 km. Eine eigene Arbeitskraft können sich die wenigsten leisten. Lanzinger: „Aus diesem Grund treiben viele Bauern anstatt der Milchkühe Jungrinder auf die Niederalm. Vor 20 Jahren gab es noch doppelt so viele kleine Milchalmen“.
Beweidung ist Klimaschutz!
Daraus ergeben sich weitere Probleme. In der Praxis heißt das nämlich: weniger Vieh auf den Hochalmen. Wenn nun aber die Flächen durch fehlende Beweidung verwildern, so steigt die Gefahr von Naturkatastrophen am Berg. Es entstehen Borstgras- und Staudenfluren. In den Lücken kann Wasser in den Boden eindringen und Muren auslösen. Gerade das Weidevieh liefert so einen großen Beitrag zum Schutz vor Naturgefahren. „Deshalb muss alles getan werden, damit die Bewirtschaftung von Almen attraktiv bleibt“, fordert auch LK-Präsident Josef
Hechenberger.