"Bewusstsein für Landwirtschaft schärfen!"
LWB: „Tierwohl“ ist der Jahresschwerpunkt für das neue Jahr 2019. Es ist sicher nicht einfach, aus allen brennenden Themen, die die Landwirtschaft bewegen, sich für einen Jahresschwerpunkt zu entscheiden. Warum will sich die LK heuer dem Tierwohl besonders widmen?
Hechenberger: Die alpine Landwirtschaft, die unsere Bauernfamilien leben, hat eine lange Tradition. Sie nutzt und gestaltet das Berggebiet, indem sie Alm-, Weide- und Stallhaltung kombiniert. So werden aus dem vorhandenen Grünland durch die Viehhaltung wertvolle Lebensmittel produziert. Aber jetzt kommt der Handel daher und erfindet sogenannte „Tierwohl“-Vorschriften. Damit setzt er viele unserer Produzenten arg unter Druck. Doch in Wahrheit liegen den Handelsketten nicht die Tiere am Herzen, sondern da geht es nur ums Geld. Jeder will im Wettkampf um den Konsumenten Marktanteile gewinnen. Momentan passiert das auf dem Rücken unserer Bauernfamilien. Das können wir uns nicht gefallen lassen. Mit unserem Tierwohl-Schwerpunkt wollen wir allen zeigen, dass es um viel mehr geht als nur um eine Haltungsform. Wir halten unsere Tiere mit der Erfahrung von Generationen. Da brauchen wir uns nichts vom Handel vorschreiben lassen.
Hechenberger: Die alpine Landwirtschaft, die unsere Bauernfamilien leben, hat eine lange Tradition. Sie nutzt und gestaltet das Berggebiet, indem sie Alm-, Weide- und Stallhaltung kombiniert. So werden aus dem vorhandenen Grünland durch die Viehhaltung wertvolle Lebensmittel produziert. Aber jetzt kommt der Handel daher und erfindet sogenannte „Tierwohl“-Vorschriften. Damit setzt er viele unserer Produzenten arg unter Druck. Doch in Wahrheit liegen den Handelsketten nicht die Tiere am Herzen, sondern da geht es nur ums Geld. Jeder will im Wettkampf um den Konsumenten Marktanteile gewinnen. Momentan passiert das auf dem Rücken unserer Bauernfamilien. Das können wir uns nicht gefallen lassen. Mit unserem Tierwohl-Schwerpunkt wollen wir allen zeigen, dass es um viel mehr geht als nur um eine Haltungsform. Wir halten unsere Tiere mit der Erfahrung von Generationen. Da brauchen wir uns nichts vom Handel vorschreiben lassen.
Der Adressat dieser Bewusstseinsbildung ist in erster Linie die breite Öffentlichkeit?
Hechenberger: Nicht nur die. Es geht mir auch um Botschaften für die Landwirtschaft. Ich erwarte mir, dass die Solidarität untereinander gestärkt wird. Wir dürfen uns nicht im Konkurrenzkampf des Handels aufreiben lassen, sondern müssen das Verbindende suchen und gemeinsam mit einer starken Stimme auftreten.
Hechenberger: Nicht nur die. Es geht mir auch um Botschaften für die Landwirtschaft. Ich erwarte mir, dass die Solidarität untereinander gestärkt wird. Wir dürfen uns nicht im Konkurrenzkampf des Handels aufreiben lassen, sondern müssen das Verbindende suchen und gemeinsam mit einer starken Stimme auftreten.
Bei einem Thema sind sich alle einig: dem Wolf. Mit seiner rasanten Vermehrung macht er von sich sprechen. Ist die Almwirtschaft in Gefahr?
Hechenberger: Der Wolf war bis vor einem guten Jahr ein untergeordnetes Problem. Mit seinem Ausbreitungspotenzial könnte es jedoch auf der Kulturlandschaft Alm bald ungemütlich werden. Durch seinen hohen Schutzstatus kann er sich ungehindert vermehren. Zuallererst trifft es das Weidevieh, dass dem Hunger jagender Wolfsrudel ausgesetzt ist. Hier kommt eine Veränderung auf uns zu, vor deren Folgen sich jeder, der logisch denken kann, jetzt schon fürchtet.
Hechenberger: Der Wolf war bis vor einem guten Jahr ein untergeordnetes Problem. Mit seinem Ausbreitungspotenzial könnte es jedoch auf der Kulturlandschaft Alm bald ungemütlich werden. Durch seinen hohen Schutzstatus kann er sich ungehindert vermehren. Zuallererst trifft es das Weidevieh, dass dem Hunger jagender Wolfsrudel ausgesetzt ist. Hier kommt eine Veränderung auf uns zu, vor deren Folgen sich jeder, der logisch denken kann, jetzt schon fürchtet.
Wie kann man das Wolfsproblem in den Griff bekommen?
Hechenberger: Der einzig gangbare Weg ist ein Wolfsmanagement mit kontrollierten Entnahmen, also Abschüssen unter bestimmten Bedingungen. Wir müssen erreichen, dass unsere Almen wolfsfrei bleiben. Wenn uns das nicht gelingt, ist die ganze Almwirtschaft gefährdet. Wenn man ständig mit Wolfsrissen rechnen muss, werden die Almbewirtschafter beginnen, sich zu fragen, warum sie sich das eigentlich antun. Gerade unter Schafhaltern herrscht nach dem letzten Almsommer eine gereizte Stimmung. In Südtirol sieht man schon, dass die Anzahl der gealpten Schafe zurückgeht. Wir setzen alles daran, dass wir dieses Problem in den Griff bekommen und versuchen gerade, die politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen zu überzeugen. Wir müssen unbedingt schauen, dass unsere Almen erhalten bleiben.
Hechenberger: Der einzig gangbare Weg ist ein Wolfsmanagement mit kontrollierten Entnahmen, also Abschüssen unter bestimmten Bedingungen. Wir müssen erreichen, dass unsere Almen wolfsfrei bleiben. Wenn uns das nicht gelingt, ist die ganze Almwirtschaft gefährdet. Wenn man ständig mit Wolfsrissen rechnen muss, werden die Almbewirtschafter beginnen, sich zu fragen, warum sie sich das eigentlich antun. Gerade unter Schafhaltern herrscht nach dem letzten Almsommer eine gereizte Stimmung. In Südtirol sieht man schon, dass die Anzahl der gealpten Schafe zurückgeht. Wir setzen alles daran, dass wir dieses Problem in den Griff bekommen und versuchen gerade, die politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen zu überzeugen. Wir müssen unbedingt schauen, dass unsere Almen erhalten bleiben.
Warum rüsten unserer Almbewirtschafter nicht mit Herdenschutz auf?
Hechenberger: Wir haben in den letzten Monaten mit vielen Praktikern gesprochen und uns Almen in der Schweiz und in Südtirol angeschaut. Letztendlich sind wir zu dem Schluss gekommen, dass Herdenschutz bei uns nicht in Frage kommen kann. Zum einen muss man im teils schwierigen Gelände Zäune aufstellen. Und zwar so, dass der Wolf weder oben drüber noch unten durch kommt. Dann braucht man einen Hirten rund um die Uhr. Drittens braucht man Herdeschutzhunde. Die sind abgerichtet und scharf. In der Schweiz hat es schon Zwischenfälle mit Touristen gegeben. Da versucht man den Wolf in Griff zu bekommen und holt sich ein neues Problem mit scharfen Hunden auf die Alm. Das kommt für mich nicht in Frage. Almwirtschaft und Wolf zugleich ist nicht möglich. Der Wolf hat im Sinne des Artenschutzes durchaus seine Berechtigung, aber nicht in einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft.
Hechenberger: Wir haben in den letzten Monaten mit vielen Praktikern gesprochen und uns Almen in der Schweiz und in Südtirol angeschaut. Letztendlich sind wir zu dem Schluss gekommen, dass Herdenschutz bei uns nicht in Frage kommen kann. Zum einen muss man im teils schwierigen Gelände Zäune aufstellen. Und zwar so, dass der Wolf weder oben drüber noch unten durch kommt. Dann braucht man einen Hirten rund um die Uhr. Drittens braucht man Herdeschutzhunde. Die sind abgerichtet und scharf. In der Schweiz hat es schon Zwischenfälle mit Touristen gegeben. Da versucht man den Wolf in Griff zu bekommen und holt sich ein neues Problem mit scharfen Hunden auf die Alm. Das kommt für mich nicht in Frage. Almwirtschaft und Wolf zugleich ist nicht möglich. Der Wolf hat im Sinne des Artenschutzes durchaus seine Berechtigung, aber nicht in einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft.
Spannend wird für die Tiroler Bäuerinnen und Bauern auch das Thema Sozialversicherung. Was kommt hier Neues?
Hechenberger: Das neue Jahr werden wir intensiv nutzen, um die Weichen für die Fusion zur SVS zu stellen. Fakt ist: die politische Entscheidung ist bereits getroffen, darauf aufbauend müssen wir nun das neu zu gründende Gebilde mit Leben füllen. Klar ist, dass die Qualität und die Leistungen in vollem Umfang erhalten bleiben müssen. Die Beiträge jedoch dürfen auf keinen Fall steigen. Das Sozialversicherungssystem muss so abgesichert bleiben, wie es aktuell auf bewährte Weise ist.
Hechenberger: Das neue Jahr werden wir intensiv nutzen, um die Weichen für die Fusion zur SVS zu stellen. Fakt ist: die politische Entscheidung ist bereits getroffen, darauf aufbauend müssen wir nun das neu zu gründende Gebilde mit Leben füllen. Klar ist, dass die Qualität und die Leistungen in vollem Umfang erhalten bleiben müssen. Die Beiträge jedoch dürfen auf keinen Fall steigen. Das Sozialversicherungssystem muss so abgesichert bleiben, wie es aktuell auf bewährte Weise ist.
2019 wird auch ein entscheidendes Jahr für das EU-weite Agrarbudget. Wohin wird sich die GAP entwickeln?
Hechenberger: Heuer werden die wichtigen Entscheidungen für die kommende Finanzperiode 2021 bis 2027 fallen. Wir haben bereits klar gesagt, dassman mit weniger Geld nicht die gleichen Leistungen erwarten kann. Die Gesellschaft will gesunde regionale Lebensmittel und eine gepflegte Kulturlandschaft. Beides geht nur mit öffentlichen Geldern. Genauso brauchen wir endlich eine Umverteilung von den ganz großen Betrieben hin zu den kleinen.
Hechenberger: Heuer werden die wichtigen Entscheidungen für die kommende Finanzperiode 2021 bis 2027 fallen. Wir haben bereits klar gesagt, dassman mit weniger Geld nicht die gleichen Leistungen erwarten kann. Die Gesellschaft will gesunde regionale Lebensmittel und eine gepflegte Kulturlandschaft. Beides geht nur mit öffentlichen Geldern. Genauso brauchen wir endlich eine Umverteilung von den ganz großen Betrieben hin zu den kleinen.
Die Gesellschaft wünscht sich vor allem regionale Lebensmittel. Dieses Bewusstsein ist nun endlich auch in der breiten Bevölkerung angekommen. Kritik hat es aber im letzten Jahr vor allem für Veranstaltungen gegeben, die zu Unrecht mit dem Etikett „Tirol“ bzw. „bäuerlich“ ausgestattet warten.
Bei bäuerlichen Veranstaltungen gibt es bereits viele, die sich sehr bemühen und tolle Verpflegungen anbieten. Doch es ist keine Frage: hier müssen wir noch besser werden. Unser besonderes Augenmerk gilt ganz konkreten Beratungen und Hilfestellungen für Funktionäre beim Einkauf und der Ausstattung. Genauso versuchen wir, den Tourismus noch mehr mit ins Boot zu holen. Denn nicht nur unsere heimischen Konsumentinnen und Konsumenten, sondern auch unsere Gäste aus dem Ausland wollen Tirol nicht nur in der Landschaft sondern auch auf ihrem Teller finden.
In diesem Bereich spielt auch die Lebensmittelkennzeichnung eine wichtige Rolle.
Wir fordern eine nachvollziehbare Herkunft und eine Kennzeichnung von heimischen Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung. Wenn es klar erkennbar ist, woher ein Produkt kommt, ist das für uns ein großer Fortschritt.
Das letzte Jahr war von Wetterkapriolen geprägt. Welche Herausforderungen kommen da in nächster Zeit auf die Landwirtschaft zu? Welche Unterstützung bietet die LK hier an?
Hechenberger: 2018 hat gezeigt, wie verwundbar die Landwirtschaft ist, wenn das Wetter verrückt spielt. Die Bauern sind jener Berufszweig, der am unmittelbarsten mit und in der Natur arbeitet. Deshalb bekommen wir die Folgen des Klimawandels auch als erste zu spüren. Wir waren von Hitzeperioden, Dürre, Wasser und Wind betroffen. Letztes Jahr haben wir es geschafft, dass wir für massiv Geschädigte eine Unterstützung bekommen haben. Wir haben auch steuerliche Erleichterungen bei der Versicherung erreicht. Von meiner Seite gibt es die klare Empfehlung, das Dürrepaket der Hagelversicherung in Anspruch zu nehmen. Damit ist man auf der sicheren Seite. Unsere Berater in der LK haben sich aber auch vermehrt mit konkreten Maßnahmen beschäftigt. Wer sich an unsere Fachberater wendet, erfährt zum Beispiel, welche Pflanzen sich im Grünland bei Dürre besonders gut eignen.
Hechenberger: 2018 hat gezeigt, wie verwundbar die Landwirtschaft ist, wenn das Wetter verrückt spielt. Die Bauern sind jener Berufszweig, der am unmittelbarsten mit und in der Natur arbeitet. Deshalb bekommen wir die Folgen des Klimawandels auch als erste zu spüren. Wir waren von Hitzeperioden, Dürre, Wasser und Wind betroffen. Letztes Jahr haben wir es geschafft, dass wir für massiv Geschädigte eine Unterstützung bekommen haben. Wir haben auch steuerliche Erleichterungen bei der Versicherung erreicht. Von meiner Seite gibt es die klare Empfehlung, das Dürrepaket der Hagelversicherung in Anspruch zu nehmen. Damit ist man auf der sicheren Seite. Unsere Berater in der LK haben sich aber auch vermehrt mit konkreten Maßnahmen beschäftigt. Wer sich an unsere Fachberater wendet, erfährt zum Beispiel, welche Pflanzen sich im Grünland bei Dürre besonders gut eignen.
Der Druck auf die Landwirtschaft steigt auch durch immer mehr Aktivitäten von Freizeitsportlern. Mountainbiker, E-Biker und Wanderer tummeln sich auf Feld, Wald und Alm. Wie begegnet man dem?
Hechenberger: Hier gilt es, vermehrt darauf zu schauen, dass das Eigentum der Bäuerinnen und Bauern geschützt wird. Es kann nicht sein, dass der Grund und Boden, der eine Betriebsgrundlage ist, zum Spielplatz der unterschiedlichen Freizeitnutzer wird. Da müssen wir uns massiv wehren.
Hechenberger: Hier gilt es, vermehrt darauf zu schauen, dass das Eigentum der Bäuerinnen und Bauern geschützt wird. Es kann nicht sein, dass der Grund und Boden, der eine Betriebsgrundlage ist, zum Spielplatz der unterschiedlichen Freizeitnutzer wird. Da müssen wir uns massiv wehren.
Was ist die größte Herausforderung im neuen Jahr?
Hechenberger: Die Landwirtschaft wird sich immer stärker mit Anforderungen aus der Gesellschaft auseinander setzen müssen. Es gibt immer mehr Menschen, denen ein praktisches Verständnis für die Landwirtschaft komplett fehlt. Der Erklärungsbedarf wird zunehmen. Wir müssen über den Wert der Landwirtschaft berichten und dafür ein Bewusstsein schaffen. Das werden wir auch im Rahmen unseres Jahresmottos „Tierwohl“ umsetzen.
Hechenberger: Die Landwirtschaft wird sich immer stärker mit Anforderungen aus der Gesellschaft auseinander setzen müssen. Es gibt immer mehr Menschen, denen ein praktisches Verständnis für die Landwirtschaft komplett fehlt. Der Erklärungsbedarf wird zunehmen. Wir müssen über den Wert der Landwirtschaft berichten und dafür ein Bewusstsein schaffen. Das werden wir auch im Rahmen unseres Jahresmottos „Tierwohl“ umsetzen.