11.11.2019 |
von DI Peter Frühwirth
Abgestufte Grünlandwirtschaft – Chancen und Grenzen
Die Idee der abgestuften Grünlandwirtschaft wurde in den 80er-Jahren von Walter Dietl in der Schweiz entwickelt und Mitte der 90er-Jahre als "abgestufter Wiesenbau" veröffentlicht. Also eigentlich eine "alte Sache" und beileibe nichts Neues. Nur hat sie in der allgemeinen Grünlandwirtschaft kaum ein breites Echo gefunden, weil das Grünland bisher auch so, ohne viel Management, funktioniert hat.
Das Konzept der "Abgestuften Grünlandbewirtschaftung" beruht darauf, dass die einem Betrieb zur Verfügung stehenden Grünlandflächen in ihrer Bewirtschaftungsintensität differenziert werden. Viele Betriebe werden mehr oder weniger ausgeprägt ohnehin schon so wirtschaften. Ohne sich des Begriffes "Abgestufte Grünlandwirtschaft" bewusst zu sein.
Das Konzept der "Abgestuften Grünlandbewirtschaftung" beruht darauf, dass die einem Betrieb zur Verfügung stehenden Grünlandflächen in ihrer Bewirtschaftungsintensität differenziert werden. Viele Betriebe werden mehr oder weniger ausgeprägt ohnehin schon so wirtschaften. Ohne sich des Begriffes "Abgestufte Grünlandwirtschaft" bewusst zu sein.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2019.11.11%2F1573461803562171.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.11.11/1573461803562171.jpg?m=MzYzLDI0Mg%3D%3D&_=1573461806)
Was ist die "Abgestufte Grünlandwirtschaft“?
Die fünf Grundpfeiler der "Abgestuften Grünlandbewirtschaftung" in der ertragsbetonten Grünlandnutzung sind:
- Hohe Futterqualitäten für eine tier- und leistungsgerechte Fütterung;
- Entzugsorientierte Nährstoffversorgung der ertragsbetont geführten Grünlandflächen;
- Nutzungsangepasste Pflanzenbestände für optimale Mengenerträge;
- Nährstoffbilanzierung bezogen auf den gesamten Betrieb;
- traditionell und nutzungsreduziert geführte Grünlandflächen zur Nährstoffoptimierung der ertragsbetonten Flächen und gegebenenfalls zur Erfüllung der Auflagen im Rahmen der Nährstoffbilanzierung.
Auf den ertragsbetonten Flächen setzt der Grünlandwirt alle notwendigen und pflanzenbaulich sinnvollen Maßnahmen zur Führung eines optimalen Pflanzenbestandes ein.
Die wichtigsten Eckpunkte einer erfolgreichen ertragsbetonten Grünlandbewirtschaftung sind:
Die wichtigsten Eckpunkte einer erfolgreichen ertragsbetonten Grünlandbewirtschaftung sind:
- optimale Schnittzeitpunkte, die sich an hohen Gehalten bei Eiweiß und Energie orientieren;
- entzugsorientierte Nährstoffversorgung. Dazu zählen insbesondere: Kalkung, / Phosphorversorgung, / Stickstoffversorgung, vorrangig über Wirtschaftsdünger, aber auch fallweise Ergänzung mit mineralischen Düngern;
- periodische Nachsaat mit nutzungsangepassten Nachsaatmischungen;
- fallweise Sanierung plus Nachsaat, wenn die Gemeine Rispe zu hohe Anteile aufweist und Standraum für wertvolle Futtergrasarten geschaffen werden muss;
- optimales Gülle-Management, künftig verstärkt auch bodennahe Ausbringung;
- Erntetechnik (Höheneinstellung der Geräte, Messerschärfe);
- Bodenbelastung, Reifendruck;
- konsequente Reduzierung von wühlenden Nagetieren (Feldmäuse, Wühlmaus);
Hohe Futterqualität und gute Flächenerträge beruhen also auf einer Vielzahl an einzelnen Bewirtschaftungsmaßnahmen, die über Jahre konsequent umgesetzt werden müssen. Von heute auf morgen geht gar nichts. In der dauerhaften Umsetzung liegt der Erfolg.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2019.11.11%2F1573462047862949.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.11.11/1573462047862949.jpg?m=MzYzLDI0Mg%3D%3D&_=1573462051)
Die anderen Grünlandflächen werden - je nach Lage, Entfernung, Bodenbonität und Pflanzenbestand - weniger oft gemäht und nur mit wenig oder gar keinen Nährstoffen versorgt. Das sind entweder Flächen, die ohnehin schon nur dreimal oder weniger oft gemäht werden, oder Flächen, die im Zuge der Einführung der abgestuften Grünlandwirtschaft in der Schnitthäufigkeit zurückgefahren werden (man spricht von "nutzungsreduzierten" Flächen).
Vereinfacht gesagt: In der Praxis der abgestuften Bewirtschaftung handelt es sich bei den "nutzungsreduzierten“ Flächen um jenes Grünland, das - im Gegensatz zum ertragsbetonten Grünland - nur dreimal oder weniger gemäht wird und entsprechend weniger ertragsbildende Nährstoffe erhält.
Vereinfacht gesagt: In der Praxis der abgestuften Bewirtschaftung handelt es sich bei den "nutzungsreduzierten“ Flächen um jenes Grünland, das - im Gegensatz zum ertragsbetonten Grünland - nur dreimal oder weniger gemäht wird und entsprechend weniger ertragsbildende Nährstoffe erhält.
"LK-Planungstool AGW“ zur Unterstützung
Das "LK Planungstool AGW" (siehe Download unten) wurde entwickelt, um eine abgestufte Grünlandwirtschaft (AGW) auf einzelbetrieblicher Ebene zu simulieren und die dafür notwendigen Maßnahmen am Grünland abzuleiten. Es ist eine Excel-Anwendung, die auf dem LK-Düngerechner basiert. So lassen sich die Düngemaßnahmen einzelner Feldstücke unter Berücksichtigung der Ertragslage und Nutzungshäufigkeit besser planen.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2019.11.11%2F1573462360797328.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.11.11/1573462360797328.jpg?m=MzYzLDE4Ng%3D%3D&_=1573462361)
Das "LK Planungstool AGW" beinhaltet auch die Funktion "Jährlicher Grundfutterbedarf Rinder", um das sich ergebende Angebot von rohfaserreichem und energiereichem Grundfutter bei der Differenzierung der Bewirtschaftungsintensitäten abschätzen zu können.
Diese neue Anwendung ist ein sehr gutes Hilfsmittel, um einen Überblick und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Grünlandnutzung aus dem Blickwinkel der abgestuften Grünlandwirtschaft am eigenen Betrieb ausschauen kann.
Diese neue Anwendung ist ein sehr gutes Hilfsmittel, um einen Überblick und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Grünlandnutzung aus dem Blickwinkel der abgestuften Grünlandwirtschaft am eigenen Betrieb ausschauen kann.
Nutzen und Schwierigkeiten
Sie kann die Nährstoffversorgung von ertrags- und qualitätsrelevanten Grünlandflächen optimieren und deren Pflanzenbestände nachhaltig in Richtung nutzungsangepasster Zusammensetzung verbessern. Die in den nächsten Jahrzehnten nachweislich auf uns zukommenden klimatischen Herausforderungen werden mit einer in Nutzung und Nährstoffversorgung differenzierten Grünlandbewirtschaftung besser und flexibler zu bewältigen sein.
Auf den nutzungsreduziert bewirtschafteten Flächen werden sich durch die geringere Zahl an Nutzungen und die reduzierte Nährstoffversorgung wieder Pflanzenarten etablieren, die für die jeweiligen Böden, Höhenlage, Exposition und Schnittzahl charakteristisch sind.
Für die Umsetzung ist jedenfalls mit einem mehrjährigen Prozess zu rechnen. Abgestufte Grünlandwirtschaft ist nichts, was von heute auf morgen geht. Ertragsbetonte Zielflächen sind im Pflanzenbestand zu verbessern, auf anderen Flächen ist die Nutzung herunterzufahren. Beides ist gar nicht so leicht und benötigt gezielte Maßnahmen und vor allem Zeit, bis sich wieder ein neues Gleichgewicht zwischen Nutzung, Nährstoffversorgung und Pflanzenbestand eingestellt hat.
Auch die Grenzen sind anzusprechen. Die abgestufte Grünlandwirtschaft ist sicher kein Allheilmittel, um alle Probleme mit dem Pflanzenbestand, der Nährstoffversorgung und der Biodiversität zu lösen. In Betrieben mit weniger als 1,3 bis 1,4 RGVE/ha, und ohne die Möglichkeit des Einsatzes von mineralischen N-Düngern, lässt sich die AGW kaum sinnvoll umsetzen, da das Verhältnis von nutzungsreduzierten und ertragsbetonten Flächen für die Produktion einer ausreichenden Menge an qualitativ hochwertigem Grundfutter nicht mehr passt.
Die abgestufte Bewirtschaftung muss aus einer selbsterkannten Notwendigkeit und Überzeugung heraus wachsen. Und sie wird viele verschiedene Ausprägungen entwickeln, so vielfältig wie unsere Grünlandbetriebe eben arbeiten und ihr Grünland leben.
Auf den nutzungsreduziert bewirtschafteten Flächen werden sich durch die geringere Zahl an Nutzungen und die reduzierte Nährstoffversorgung wieder Pflanzenarten etablieren, die für die jeweiligen Böden, Höhenlage, Exposition und Schnittzahl charakteristisch sind.
Für die Umsetzung ist jedenfalls mit einem mehrjährigen Prozess zu rechnen. Abgestufte Grünlandwirtschaft ist nichts, was von heute auf morgen geht. Ertragsbetonte Zielflächen sind im Pflanzenbestand zu verbessern, auf anderen Flächen ist die Nutzung herunterzufahren. Beides ist gar nicht so leicht und benötigt gezielte Maßnahmen und vor allem Zeit, bis sich wieder ein neues Gleichgewicht zwischen Nutzung, Nährstoffversorgung und Pflanzenbestand eingestellt hat.
Auch die Grenzen sind anzusprechen. Die abgestufte Grünlandwirtschaft ist sicher kein Allheilmittel, um alle Probleme mit dem Pflanzenbestand, der Nährstoffversorgung und der Biodiversität zu lösen. In Betrieben mit weniger als 1,3 bis 1,4 RGVE/ha, und ohne die Möglichkeit des Einsatzes von mineralischen N-Düngern, lässt sich die AGW kaum sinnvoll umsetzen, da das Verhältnis von nutzungsreduzierten und ertragsbetonten Flächen für die Produktion einer ausreichenden Menge an qualitativ hochwertigem Grundfutter nicht mehr passt.
Die abgestufte Bewirtschaftung muss aus einer selbsterkannten Notwendigkeit und Überzeugung heraus wachsen. Und sie wird viele verschiedene Ausprägungen entwickeln, so vielfältig wie unsere Grünlandbetriebe eben arbeiten und ihr Grünland leben.
Broschüre
Die ausführliche Broschüre ("Abgestufte Grünlandwirtschaft – Chancen und Grenzen“) dazu können Sie sich als PDF herunterladen.
Planungstool
Das Planungstool zur abgestuften Grünlandwirtschaft steht ebenfalls als Download (excel) zur Verfügung.